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Doppelter Nachwuchs beim Zootier des Jahres 2025 im Zoo Rostock
Jan 25
Das Gürteltier als „lebendes Fossil“ im Fokus des Artenschutzes
Mit ihrem einzigartigen Knochenpanzer haben sie seit mehr als 60 Millionen Jahren Erdgeschichte überdauert, doch heute kämpfen sie teilweise stark um ihr Überleben. Das Gürteltier ist das „Zootier des Jahres 2025“. Gemeinsam mit ihren Kampagnenpartnern und Zoologischen Gärten setzt sich die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (zgap.de) für Gürteltiere ein – unter anderem mit Projekten in Brasilien und Kolumbien.
Im Zoo Rostock wurden im Oktober 2024 Zwillinge bei den Braunborsten-Gürteltieren geboren. Der Nachwuchs kann bereits mit etwas Glück im Südamerika-Haus während der ersten Entdeckungstouren beobachtet werden.
„Seit der Einführung der Artenschutzkampagne ‚Zootier des Jahres‘ im Jahr 2016 unterstützt der Zoo Rostock diese Initiative, die seltene und bedrohte Tierarten ins Rampenlicht rückt. Die Kampagne hat sich als ein wichtiger Baustein im internationalen Artenschutz etabliert“, betonte Zoodirektorin Antje Angeli. „Besonders beeindruckend ist der Fokus auf Tiere, die in der Öffentlichkeit weniger bekannt sind, und die nachhaltige Förderung von Artenschutzprojekten vor Ort.“
Bei Geburt nackt, blind und mit weichem Panzer
Einen Zuchterfolg verzeichnete der Zoo Rostock am 18. Oktober 2024 mit zwei Braunborsten-Gürteltieren. Für die dreijährige Mutter Nara und den zwanzigjährigen Vater Fred ist es der zweite gemeinsame Nachwuchs. Die Elterntiere leben seit 2022 im Zoo Rostock.
Braunborsten-Gürteltiere kommen nach einer Tragzeit von etwa 65 Tagen nackt und blind in einer Erdhöhle zur Welt. In der Regel werden ein bis zwei Jungtiere geboren und rund zwei Monate lang gesäugt. Den typischen Panzer haben die Gürteltiere bereits bei der Geburt. Allerdings ist dieser zunächst noch sehr weich und härtet erst mit der Zeit aus. Ihre Augen öffnen die jungen Braunborsten-Gürteltiere nach etwa zwei bis drei Wochen. Die Jungtiere im Zoo Rostock haben sich prächtig entwickelt und sind immer öfter auch außerhalb ihrer Höhle zu sehen.
Braunborsten-Gürteltiere kommen im südlichen Südamerika vor und sind dort weit verbreitet. Ihr Panzer besteht aus acht bis neun beweglichen Gürteln und einem Kopfschild. Die nächsten Verwandten der Gürteltiere sind Ameisenbären und Faultiere. In Europa werden Braunborsten-Gürteltiere in 58 Zoos gehalten. In den letzten zwölf Monaten gelangen Nachzuchten neben dem Zoo Rostock nur im Zoo Zagreb. Dort brachte die erste Tochter von Nara und Fred ebenfalls Zwillinge zur Welt.
„Die Geburt der Zwillinge ist für uns ein bedeutender Erfolg und ein schönes Beispiel dafür, wie Artenschutz im Zoo funktioniert. Mit der Zucht von Braunborsten-Gürteltieren leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser faszinierenden Tierart, die in der Wildnis unter anderem durch den zunehmenden Verkehr, Lebensraumverlust und Bejagung bedroht ist“, so Antje Angeli.
Nachhaltiger Artenschutz für Tiere ohne Lobby
Zoologische Gärten halten und züchten in der Natur gefährdete Tierarten in koordinierten Erhaltungszuchtprogrammen. Mit der Kampagne „Zootier des Jahres“ wird darüber hinaus nicht nur Aufklärungsarbeit geleistet, es werden auch Schutzprojekte in den Heimatländern der jeweiligen Tierarten langfristig gefördert. Für die Gürteltiere bedeutet dies konkret: die Einrichtung von Schutzgebieten, wissenschaftliche Forschung zur Bestandsentwicklung und der Einsatz regionaler Partner, um die Tiere zu schützen.
Im Zoo Rostock können die Zoogäste die beiden Braunborsten-Gürteltiere und ihren Nachwuchs im Südamerika-Haus erleben und mehr über diese beeindruckende Tierart und ihre Rolle im Ökosystem erfahren. „Durch den freiwilligen Artenschutzbeitrag beteiligen sich die Besucherinnen und Besucher direkt an der Unterstützung von internationalen Natur- und Artenschutzprojekten wie beim ‚Zootier des Jahres‘“, hob die Zoodirektorin hervor. „Dafür sind wir sehr dankbar.“
Das „Zootier des Jahres“ 2025
Die Mehrzahl der 23 Gürteltierarten lebt in Mittel- sowie Südamerika. Es gibt sowohl Winzlinge als auch Riesen unter ihnen. Während manche der Vertreter sich bislang auch im Umfeld des Menschen als recht anpassungsfähig erweisen, kämpfen mehrere Gürteltierarten akut um ihren Fortbestand. Und das, obwohl Gürteltiere als einzige Säugetiere einen Panzer aus kleinen, miteinander verbundenen Knochenplatten besitzen. Der Panzer ist flexibel, was es einigen Arten ermöglicht, sich bei Gefahr und zum Schutz vor Fressfeinden zusammenzurollen. Sie sind überwiegend Insektenfresser, zumeist nachtaktiv und halten sich häufig unterirdisch auf.
Gürteltiere haben als sogenannte „Ökosystemingenieure“ einen sehr großen Einfluss auf ihren gesamten Lebensraum. Da sie viel graben, lockern sie den Boden auf und tragen zur Durchlüftung des Bodensubstrates bei. Weil sie dabei immer wieder neue Bauten anlegen, profitieren auch viele andere Tierarten davon. Nachweislich nutzen über 30 verschiedene Arten die verlassenen Gürteltierbaue als Unterschlupf. Darunter Ozelots, Flachlandtapire oder Südliche Tamanduas. (Quelle: ZGAP)
PM · Foto: Zoo Rostock/Drübbisch
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