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Die Architektur der KTV durch die Zeit
Jun 24
Die KTV, direkt neben dem historischen Stadtkern Rostocks, ist geprägt von historischen Gebäuden und modernen Strukturen. So sind unter anderem die Straßenzüge wie die Eschenstraße, Budapester Straße und Niklotstraße/Kirchenstraße geschützt und dürfen baulich nicht verändert werden.
Eines der markantesten Gebäude in der Kröpeliner Tor Vorstadt ist das gleichnamige Stadttor, das im 13. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet wurde und heute die Geschichtswerkstatt beherbergt. Der gotische Baustil zeichnet sich durch Merkmale wie Spitzbögen, filigrane Maßwerkfenster und hohe Türme aus. Das Kröpeliner Tor weist typische Elemente dieser Architektur auf, die während des Mittelalters in Europa verbreitet waren. Die Zinnen und das massive Mauerwerk sind ebenfalls charakteristisch für die Befestigungsanlagen dieser Zeit. Bis heute ist das Tor gut erhalten und nur eines von insgesamt sieben, die die Stadtmauern gefestigt haben und Schutz bieten sollten. Neben diesem historischen Wahrzeichen finden sich viele gut erhaltene Wohnhäuser aus dem 19. und 20. Jahrhundert in der KTV, die zusammen mit moderneren Bauten ein buntes Bild der architektonischen Entwicklung dieser Gegend zeigen. Insgesamt ist in den Wänden des Stadtteils ein stetiger Wandel in der Architektur des Viertels zu erkennen, wobei jedoch immer darauf geachtet wurde, den Charakter zu bewahren und alte Gebäude sorgfältig zu restaurieren oder umzubauen. Die Architektur der Kröpeliner Tor Vorstadt spiegelt somit nicht nur die Geschichte Rostocks wider sondern zeigt auch deutlich den Einfluss verschiedener Epochen auf das Stadtbild.
Das URBAN-Projekt
Die sogenannten „gelben Pflaster“ (Fußwege) sind so ein optisches Merkmal von Einfluss, die um 1996 im Rahmen des URBAN-Projektes entstanden. Das städtebauliche Entwicklungsprojekt zielte darauf ab die KTV wieder zum Leben zu erwecken und aufzuwerten. Nach dem Mauerfall war der Stadtteil heruntergekommen und „verwohnt“ und bot eher den Randgruppen der Gesellschaft ein günstiges Zuhause. Zu DDR Zeiten wurden die Gelder für bauliche Projekte vermehrt in die Neubaugebiete gesteckt, um unter anderem auf moderne Weise dem Wohnungsbedarf her zu werden. Das Projekt umfasste Maßnahmen zur Sanierung und Neugestaltung von Straßen, Plätzen und Gebäuden sowie zur Förderung kultureller Aktivitäten und sozialer Initiativen in diesem Stadtteil. Ein konkretes Beispiel ist die Sanierung und Neugestaltung des Doberaner Platzes. Dieser wurde im Zuge des Projekts umgestaltet: Neue Bepflanzungen, Sitzgelegenheiten und Wege wurden geschaffen, um den öffentlichen Raum aufzuwerten und das soziale Miteinander zu fördern. Neben dem Doberaner Platz gibt es weitere Bauten im Stadtteil, die ihre eigene Geschichte aufweisen.
Der John Brinkmann-Brunnen ist ein bedeutendes Kunstwerk, das 1914 noch am Schröderplatz eingeweiht wurde, um den Schriftsteller und Rederssohn zu ehren. Der Rostocker Bildhauer und Maler Paul Wallat hat den Brunnen entworfen und zeigt sowohl ein Bronzerelief des Dichters als auch Mosaike seiner Werke. Das Bildnis des Schriftstellers wurde im Juli 2009 gestohlen und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Heute steht der Brunnen nicht mehr in der KTV sondern hat über mehrere Zwischenstopps seinen Platz am Weißen Kreuz gefunden.
Die Regimentskaserne in der Ulmenstraße 69, die auch als Kaiser-Wilhelm-Kaserne bekannt war, wurde in den 1880er Jahren erbaut und war ein wichtiger Standort für verschiedene militärische Einheiten im Laufe der Zeit. Damals stand das Gebäude noch auf dem ganzen Gelände alleine. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Kaserne von verschiedenen Truppenteilen genutzt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs wurde die Kaserne umbenannt und diente später unter anderem als Standort für Einheiten der Reichswehr, Wehrmacht und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch durch sowjetische Truppen besetzt. Später wurde es in Teilen von der Nationalen Volksarmee der DDR genutzt. Heute hat die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock hier ihren Sitz.
Der Originalbau des Christuskirche befand sich am Schröderplatz und wurde von 1908 bis 1909 im neogotischen Stil erbaut. Die Kirche wurde nach Plänen des Architekten Gotthilf Ludwig Möckel errichtet und ist ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Die Kirche verfügte über einen hohen Turm, spitz zulaufende Bögen und aufwändige Verzierungen, die typisch für den neugotischen Baustil sind. Am 11. April 1944 wurde die Kirche von einer Bombe getroffen und verlor ihren 62 Meter hohen Turm. 1971 wurde die Kirche durch eine Umgestaltung des Schröderplatzes abgerissen. Die Verkehrspläne, die mit zur Sprengung der Kirche geführt haben, wurden nur zum Teil umgesetzt und bis 2012 blieb der Standort unbebaut. Heute steht das Hotel „Motel One“ auf dem Standort. 1972 wurde der Ersatzbau im Häktweg eingeweiht. Die neue Kirche ist eine Hyperschalenkonstruktion und steht zusammen mit dem kreuzgangartigen Komplex von Gemeinderäumen und dem Innenhof mit Glaskunst unter Denkmalschutz.
ANTJE BENDA
Foto: Originalbau der Christuskirche auf dem heutigen Schröderplatz. (Foto aus „Die Kröpeliner Tor-Vorstadt in Rostock – wie sie früher war“, Wartberg Verlag, S. 7)
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