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Nach dem Black Friday – Blue Monday
Jan 25
Gemeint ist hier nicht der frühe Hit von New Order. Die Idee des „Blue Monday“ als angeblich deprimierendster Tag des Jahres hat eine moderne Entstehungsgeschichte, die weniger in tief verwurzelten Traditionen als vielmehr in Marketing und kultureller Dynamik liegt. Besonders der Januar, mit seiner dunklen und oft melancholischen Stimmung, spielt eine zentrale Rolle in dieser Konstruktion.
Der Begriff „Blue Monday“ selbst geht weit zurück und war ursprünglich nicht mit dem Januar oder einer spezifischen Berechnung des „schlimmsten“ Montags verknüpft. Er hat jedoch im Laufe der Zeit verschiedene Bedeutungen erhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert nutzte man in Europa den Begriff „Blue Monday“, um auf montägliche religiöse Rituale hinzuweisen. Der Begriff „blue“ könnte sich auf die blauen liturgischen Gewänder beziehen, die in manchen christlichen Traditionen an bestimmten Tagen getragen wurden.
Während der Industriellen Revolution wurde der Montag oft als „blauer Montag“ bezeichnet, da viele Handwerker und Arbeiter den Tag nach einem feuchtfröhlichen Wochenende weniger produktiv verbrachten. Statt zur Arbeit zu gehen, verbrachte man den Tag mit Erholung oder weiteren Vergnügungen. Die Farbe „Blau“ wurde metaphorisch mit Katerstimmung und Trägheit assoziiert.
Später tauchte der Begriff im Blues und Jazz auf. „Blue“ symbolisierte in der afroamerikanischen Musiktradition oft Melancholie, Trauer oder Reflexion – Emotionen, die auch dem Montag zugeschrieben wurden.
Die heute verbreitete Vorstellung des „Blue Monday“ als angeblich deprimierendstem Tag des Jahres entstand jedoch erst im 21. Jahrhundert – und zwar aus kommerziellen Motiven.
Ins Leben gerufen wurde der „Blue Monday“ 2005 von der britischen Reiseagentur Sky Travel als Teil einer Marketingstrategie. Ziel war es, Menschen zum Buchen von Urlaubsreisen zu motivieren, um die „Januar-Depression“ zu überwinden. Sky Travel beauftragte den britischen Psychologen Cliff Arnall, eine „Formel“ zu entwickeln, die den deprimierendsten Tag des Jahres bestimmen sollte. Die Faktoren, die in diese Berechnung einflossen, waren:
· Kaltes, graues Wetter
· Schulden nach den Weihnachtsfeiertagen
· Frustration über gescheiterte Neujahrsvorsätze
· Der Zeitraum seit Weihnachten (das Fest der Freude liegt zurück, und der Alltag ist wieder eingekehrt)
· Das Gefühl, dass der nächste Feiertag oder Urlaub weit entfernt ist
Laut Arnalls Formel fällt der „Blue Monday“ auf den dritten Montag im Januar. Er wurde als die Zeit beschrieben, in der Menschen am anfälligsten für Trübsinn seien. Mit der Zeit distanzierte sich Cliff Arnall selbst von dem Konzept des Blue Monday. In einem Interview erklärte er, dass die Formel nicht ernst genommen werden sollte und er bedauere, wie sie in der Öffentlichkeit aufgefasst wurde. Er betonte, dass seine Absicht ursprünglich darin bestanden habe, über Glück und Lebensqualität nachzudenken, nicht jedoch eine „feste Wahrheit“ über den deprimierendsten Tag des Jahres zu etablieren.
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