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Gute Vorsätze sind ganz klein!
Sep 24
Ex-Olympionikin Annika Walter war von 2014 bis 2020 Inhaberin eines Yogastudios, unterrichtete dort verschiedenste Altersgruppen und gibt heute – aus reiner Freude daran – noch gelegentlich Kurse, unter anderem für Senior*innen.
Gute Vorsätze sind nicht nur für den Jahreswechsel relevant. Das Ende der Sommerferien, Ihr Geburtstag, der Monatsbeginn oder auch jeder beliebige Montag sind ganz wundervolle Daten, um etwas zu ändern, wenn Ihnen danach ist. Dabei braucht es keine radikalen Kehrtwendungen und auch keine grundsätzlichen Umwälzungen. Oft sind es schon kleine Dinge, die einen positiven Effekt haben und Lust auf mehr machen.
Sie brauchen mehr Bewegung und wollen deshalb regelmäßig Sport treiben? Vergessen Sie fürs Erste ruhig die Idee mit dem Fitnessstudio, starten Sie mit einem täglichen fünfminütigen Spaziergang. Nebenbei können Sie problemlos Altglas wegbringen oder zum Briefkasten gehen. Wenn Sie weiter spazieren wollen, spazieren Sie weiter. Wenn nicht, gehen Sie nach den fünf Minuten nach Hause. Sie haben das Tagesziel erreicht.
Sie wollen gesünder essen? Sie müssen Ihren Essensplan nicht radikal umstellen. Essen Sie erst einmal zu jeder Mahlzeit ein handtellergroßes Stück Obst oder Gemüse.
Sie wollen ein bisschen Gewicht verlieren? Vergessen Sie die komplizierte Diät. Essen Sie, wenn es welches gibt, das Gemüse zuerst und lassen Sie einfach – egal was Sie essen – den letzten Happen liegen.
Sie wollen mehr inneren Frieden? Stellen Sie sich nach dem Aufwachen oder auch vor dem Einschlafen einen Kurzzeitwecker auf eine Minute, und konzentrieren Sie sich auf ihre gleichmäßige Atmung, bis der Wecker klingelt. Vergessen Sie die Erleuchtung. Versuchen Sie einfach nur, eine Minute auf Ihre gleichmäßige Atmung zu achten.
Sie wollen ordentlicher werden? Räumen Sie jeden Abend für fünf Minuten eine kleine Ecke auf.
Sie wollen umweltfreundlicher leben? Setzen Sie auf die Thermoskanne statt auf den Kaffee zum Mitnehmen.
Es gibt noch jede Menge Beispiele von kleinen Veränderungen, doch ich denke, das Prinzip ist Ihnen klar. Ändern Sie nur einen – für Sie leicht umsetzbaren – Punkt und bleiben Sie in dieser einen Sache konsequent. Im Yoga gibt es einen wunderschönen Spruch. „Übe und der Rest kommt von selbst.“ So ähnlich ist es mit den kleinen Gewohnheiten. „Starte klein und der Rest kommt von selbst.“, könnte man sagen.
Sie haben ihren Vorsatz eine Woche durchgehalten? Klopfen Sie sich auf die Schulter und nehmen Sie die nächste Woche in Angriff. Und wenn Sie heute „versagt“ haben, zucken Sie mit den Schultern und machen morgen einfach weiter. Nach einem Monat erweitern Sie Ihre neue Gewohnheit um ein Scheibchen.
Nach zwei Monaten dauern Ihr Spaziergang oder das abendliche Aufräumen 15 Minuten, Sie meditieren 5 Minuten, Sie ersetzen das Weißbrot durch Vollkornbrot und so weiter und so fort. Nach einem Vierteljahr entscheiden Sie, ob Sie am Ball bleiben oder einen anderen kleinen Vorsatz umsetzen wollen. Nach drei Monaten wissen Sie nämlich, ob der Vorsatz Ihnen gut tut.
Gute Vorsätze müssen in den Alltag integrierbar, zu einem möglichst festen Zeitpunkt einfach umsetzbar und vor allem schnell von Erfolg gekrönt sein. Darum ist es sinnvoll, klein zu starten. Außerdem soll es sich ja auch nicht nach Strafe und Entbehrung anfühlen, nicht wahr? Sie sollen sich für Sie auszahlen.
Ich dusche beispielsweise seit dem ersten Januar jedes Mal zum Abschluss kalt. Schlappe 30 Sekunden, die kinderleicht in meinen Alltag eingebaut sind. Die ersten zwei, drei Wochen war es eine Frage der Überwindung. Jetzt ist es eine liebgewordene Gewohnheit und meine zuvor eher starke Erkältungsanfälligkeit ist massiv gesunken.
Der Plan ist also aufgegangen. Mein neuer Plan ist es, meinen Morgenkaffee der Umwelt zuliebe durch einen Kräutertee zu ersetzen. Ich weiß, dass die erste Woche furchtbar wird, aber bis zum Jahreswechsel habe ich das sicher vergessen. Gute Vorsätze sind Versprechen an sich selbst. Sie sind Vorhaben für die Zukunft.
Wenn Ihnen spontan kein kleines lohnenswertes Vorhaben einfällt, empfehle ich Ihnen, täglich eine Minute in Ihre Hände und Füße zu investieren. Dank meiner Arbeit mit Senior*innen weiß ich, wie wichtig ein bisschen Zuwendung für unsere treuesten Werkzeuge ist. Hier eine einfache Übung, die sie problemlos überall machen können. Es ist egal, ob Sie dabei Stehen, sitzen oder liegen. Spreizen Sie für drei Sekunden Ihre Finger und Zehen, soweit Sie können, dann ballen Sie Fäuste und drücken Sie alle zehn Zehen aktiv in den Untergrund, bis Sie die Spannung in den Fußsohlen spüren. Halten Sie die Anspannung drei Sekunden. Wenn Sie gleichzeitig etwas für Ihr Gehirn tun wollen, spreizen Sie die Finger während Sie die Zehen in den Untergrund drücken und ballen die Fäuste, wenn Sie die Zehen auseinander ziehen. Wiederholen Sie die Übung acht bis zehn Mal. Vielleicht ja morgens, wenn das Wasser für den Kaffee oder Tee heiß werden muss?
Egal, was Sie sich vornehmen, Ich wünsche viel Erfolg und Ausdauer. Alles Liebe!
Annika Walter
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