Eine neue Liga ist wie ein neues Leben! So schallte es nach dem gelungenen und vor allem direkt gelungenen Wiederaufstieg durchs eckige Rund der Arena. Damit der Verein nicht in einem Jahr schon wieder eine neue Liga begrüßen muss, gilt es für die Mannschaft, so schnell wie möglich so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Wir sprachen mit Peter Vollmann über die Saisonplanung und wie er das Ziel Klassenerhalt erreichen will.
0381-MAGAZIN: Herr Vollmann, in 14 Tagen startet Ihre Mannschaft in die 2. Bundesliga. Wie gut gerüstet geht Ihr Team in die Saison?
Peter Vollmann: Als Aufsteiger ist der Start in eine neue Liga immer besonders. Alles ist neu. Man muss sich auf diese Situation einstellen. Für die meisten meiner Spieler ist die 2. Bundesliga Neuland. Wir können also nicht auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Trotzdem freuen wir uns natürlich alle auf die Saison.
0381-MAGAZIN: Auch Sie als Trainer lässt die neue Saison sicher nicht kalt. Oder ist man als erfahrener Trainer zu routiniert um Aufregung zu spüren?
Vollmann: Für mich als Trainer ist so ein Saisonstart in der 2. Bundesliga natürlich auch ein wenig „Betreten von Neuland“. Aber in erster Linie ist die realistische Einschätzung unserer Situation für mich entscheidend. Wie gesagt, wir kommen aus der 3. Liga. Unser Kader hat sich auf den entscheidenden Positionen nicht verändert. Wir haben vier Neuzugänge, die es für mich gilt, in unseren Kader zu integrieren.
Aufgrund unserer Informationsgesellschaft, gibt es keine großen Geheimnisse und Neuerungen, mit denen unsere Konkurrenten uns überraschen können. Heute kann jeder alle Informationen über seine Gegner jederzeit abrufen. Also gilt es, seine Mannschaft so gut wie möglich zu entwickeln und aufzustellen. Das ist die Aufgabe, vor der ich und meine Trainerkollegen stehen. Und diese gehe ich natürlich so seriös wie möglich an.
0381-MAGAZIN: Einen Kader zusammenzustellen und zu entwickeln war ja vor genau einem Jahr die Herausforderung, der Sie sich gemeinsam mit der Vereinsführung stellen mussten. Wie fällt Ihr Rückblick auf die vergangene Saison aus?
Vollmann: Hansa Rostock als etablierte Marke im deutschen Fußball zu übernehmen, war für mich natürlich eine reizvolle Aufgabe. Deshalb war es für mich auch keine Frage, dass ich zusage, als Herr Hofmann und Stefan Beinlich mir diesen Job anboten. Aber der Verein stand vor einem Scherbenhaufen, den wir erst mal gemeinsam beseitigen mussten, um die Tür zu einer besseren Zukunft öffnen zu können. Dies zu meistern war unser erklärtes Ziel. Dazu benötigten wir aber auch eine Mannschaft. Binnen kürzester Zeit verpflichteten wir 14 neue Spieler. Dass es uns gelingen würde, eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufzustellen, war alternativlos. Dass wir aber ein Aufstiegsteam kreierten, dazu gehörte neben viel Arbeit auch etwas Glück.
0381-MAGAZIN: Die Hinrunde verlief wie aus einem Guss, doch in der Rückrunde war es oft ein zähes Ringen. Doch gerade die Punkte in schlechten Spielen waren besonders wichtig. War die Rückrunde die Nagelprobe für den Charakter der Mannschaft?
Vollmann: Die Hinserie war tatsächlich fantastisch. Die Gegner waren nun in der Rückrunde natürlich auf uns eingestellt. Und oft wusste der Gegner nach dem Spiel nicht, warum er verloren hatte. Für uns ging es nach der Winterpause darum, kontinuierlich zu punkten. Dies ist in der 3. Liga nur zwei Mannschaften gelungen. Den direkten Aufsteigern Braunschweig und Hansa Rostock. Nach dem Rückrundenauftakt mit dem Sieg gegen Erfurt war uns klar, dass wir eine gute Chance hätten, direkt wieder aufzusteigen. Also haben wir immer, mit Ausnahme des furchtbaren Spiels gegen Saarbrücken, taktisch und ergebnisorientiert gespielt. Schließlich ging es nicht um Hurra-Fußball, sondern um Punkte. Und von denen hatten wir am Ende fast 20 mehr als unser nächster Verfolger.
0381-MAGAZIN: In der vergangenen Saison war das Ziel oben mitzuspielen, um ein Jahr später aufzusteigen. Welches Ziel gibt es für die 2. Bundesliga 2011/12?
Vollmann: Die kommende Saison müssen wir so realistisch wie möglich angehen. Der Verein ist aufgrund der Vergangenheit finanziell vorbelastet und dementsprechend nicht auf Rosen gebettet. Wir haben mit 4,2 Millionen Euro den kleinsten Etat für die Mannschaft in unserer Liga. Dementsprechend kann der Klassenerhalt unser einziges seriöses Ziel sein. Die Festtage werden sicher weniger. Doch ich denke, unsere Fans verstehen unsere Situation und werden diese realistisch beurteilen.
0381-MAGAZIN: Mit Marek Mintal haben Sie allerdings einen sehr namhaften Neuzugang bekommen. Wie wichtig ist Marek Mintal für Ihr Team?
Vollmann: Da wir wie gesagt nur wenige Spieler mit Zweitliga-Erfahrung haben, wird Marek eine wichtige Rolle spielen. Aber wir sind natürlich nicht der FC Mintal. Ich erwarte keine Wunderdinge von Marek, sondern dass er die Rolle, die wir ihm zudenken, erfüllt. Und was dies angeht, bin ich sehr optimistisch.
0381-MAGAZIN: Herr Vollmann, Sie waren schon bei so einigen Vereinen und auch im Ausland unter Vertrag. Welche Rolle spielt Hansa in Ihrer Trainer-Laufbahn?
Vollmann: Für mich war es so, dass ich das Kapitel Deutschland schon abgeschlossen hatte. Ich hatte schon einige interessante Erfahrungen in Afrika und im Irak gesammelt, die ich nicht missen möchte. Dass ich dann letztes Jahr Hansa Rostock übernehmen durfte, war für mich natürlich eine schöne Sache und eine große Herausforderung, die ich nur genießen möchte. Und dies natürlich solange wie möglich.
CHRISTIAN RUTSATZ