Magazin
Der KTV-Verein und seine Gesichter
Jun 24
Seit 1997 gibt es in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt ein Stadtteilfest, welches Namen, Veranstalter und Größe mehrmals gewechselt hat. Die ersten Feste wurden durch die Geschichtswerkstatt unter dem Namen „Blaumachen“ organisiert. Nachdem dem Verein das Fest zu groß wurde, übernahm zwei Jahre das KTVlenzen, bevor sich 2013 der KTV-Verein gründete und die Zügel 2014 hinter dem heutigen KTV-Fest in die Hand nahm. Die Menschen in dem Verein organisieren mittlerweile weitaus mehr als das KTV-Fest. Vereinsvorsitzender Andreas Szabó und Social-Media-Beauftragte Andrea Gottowik haben sich aus diesem Grund mit unserer Redakteurin getroffen.
Mit 21.277 Personen leben in der Stadtmitte die meisten Menschen von Rostock, danach folgt die KTV mit 19.122 Menschen. (Quelle: rathaus.rostock.de Stand: 31.03.2024) Unterschied zwischen den beiden Stadtteilen? Die Größe. Misst die Stadtmitte 5,3 Quadratkilometer, so hat die KTV gerade mal 3,7. Das zeigt, wie eng es in der KTV vom Wohnraum her eigentlich ist und wie wichtig es ist, dass die Menschen auf sich und ihr Umfeld achten. Der KTV-Verein möchte unter anderem an diesem Punkt ansetzen und die Bewohner*innen für Themen wie Sperrmüllentsorgung oder eine familiäre Gemeinschaft sensibilisieren. Aktuell zählt der Verein 74 Mitglieder von acht bis achtzig Jahren und hofft auf weitere Unterstützer. „Nach Corona ist die Arbeit des Vereins fast vollständig eingeschlafen“, erzählt der Vorstandvorsitzende Andreas Szabó und unterstreicht, dass unter anderem das Auftauchen von Andrea Gottowik einen wesentlichen Teil zum Aufleben beigetragen habe. „Dank ihrer Unterstützung bei Social Media konnten wir uns wieder beleben und sind fast wie ein Phoenix aus der Asche wieder auferstanden.“ Geholfen haben auch die Vorstandswahlen im vergangenen Jahr, bei denen im Vorfeld die Mitglieder nochmal kontaktiert wurden. „Viele wussten gar nicht mehr, dass sie im Verein sind. Das hat sich jetzt geändert.“
Was sich seit Corona und dem Auftauchen von Andrea noch geändert hat, ist die kommunikative Komponente. Die zweifache Mutter, die hauptamtlich im öffentlichen Dienst arbeitet und nebenberuflich seit sechzehn Jahren als Fotografin, hat viel Energie in den Aufbau des Instagram-Account des Vereins gesteckt und es innerhalb eines Jahres geschafft ihre Follower mehr als zu verdoppeln. „Ich habe mich schon immer engagiert. Ich war elf Jahre im Elternrat. Das hat dann gereicht und ich habe mir was neues gesucht.“ Als sie sich zu ihrem ersten Gespräch mit Andreas auf den Weg machte, wollte sie eigentlich nur finanziell unterstützen und sprach dann etwas zu viel über ihre Ideen was Social Media anging. Heute kümmert sie sich um Instagram, stellt die Vorstandmitglieder des Vereins und die Unternehmen der KTV vor. „Ich bin jetzt seit einem Jahr im Verein und liebe den Stadtteil bald noch mehr als vorher.“ Für Andrea ist die KTV Zusammenhalt und Gemeinschaft, weswegen sie wahrscheinlich auch so für ihr Ehrenamt schwärmt: „Ich mach das gern. Wenn es mich stressen würde, würde ich es nicht tun. Es ist ja alles irgendwie flexibel.“
Ein bisschen anders sieht das wohl bei Andreas Szabó aus, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Inhaber des Restaurants Käthe im Barnstorfer Weg ist und zudem politisch im Ortsbeirat des Stadtteils aktiv, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. „Ich bin 2013 in die KTV gezogen und habe die Käthe aufgemacht und genieße es seitdem sehr durch den Barnstorfer Weg zu gehen. Es wie eine kleine Dorfstraße.“ Mit seinem Umzug in die KTV wuchs in ihm auch der Wunsch sich zu engagieren und die Menschen in seinem Stadtteil kennenzulernen. „Ich bin 2017 dem Verein beigetreten und weiß nur noch, dass ich auf einmal im Vorstand war und dann auch gleich den Vorsitz bekam. Der Verein mit seiner Struktur und seinem Verständnis der Belebung der Gesellschaft durch das KTV-Fest war mir aber zu wenig. Deswegen haben wir uns Stück für Stück weitere Veranstaltungen ausgedacht.“ Dazu zählen unter anderem der „KTV räumt auf“ Tag in Zusammenarbeit mit „Rostock Müllfrei“ an dem rund fünfzig Menschen 300 Kilogramm Müll einsammelten. „Wir haben an dem Tag auch Hundehaufen mit Sprühkreide markiert, um auf die Verschmutzung aufmerksam zu machen.“ Ein weiteres Problem scheinen unangemeldete Sperrmüllhaufen im Stadtteil zu sein, die zum Teil einfach vor sich hin modern. „Es ist so einfach, du kannst deinen Sperrmüll per App anmelden und es dann einen Tag vorher raus stellen. Vielleicht machen wir dazu noch einmal eine Flugblatt Aktion und klären auf“, ergänzt Andreas.
Des weiteren organisiert der Verein das sogenannte KTV Dinner und Wichteln, und natürlich das KTV Fest. Dieses stand bis zum Ende finanziell auf wackeligen Beinen, weswegen bis zum 31. Mai 2024 ein Crowdfunding über 99Funken lief. Bereits am 3. Mai hatte der Verein die notwendigen 6.000 Euro zusammen und konnte alles in trockene Tücher bringen. Für die Zukunft wünschen sich seine Mitglieder nicht nur ein gelungenes Fest sondern ähnlich wie in anderen Stadtteilen ein eigenes Stadtteil- und Begegnungszentrum (SBZ). „Wir als KTV Verein machen eigentlich schon viele Aufgaben eines SBZs, schön wäre es aber einen unabhängigen Ort zu haben, wo Veranstaltungen, Workshops oder Nähkurse stattfinden können. Ideal wäre die alte Biologie am Doberaner Platz, das ist aber eine Landesimmobilie und da kommt die Kommune nicht ran. Ich würde aber auch das alte Volkstheater nehmen“, schließt Andreas.
Der KTV Verein trifft sich einmal im Monat und informiert anschließend über einen Newsletter alle Interessierten. Unterstützt kann sowohl finanziell als auch im ehrenamtlichen Engagement. Mehr dazu auf
www.ktv-verein.de.
Antje Benda
Foto: Eric (Beisitz), Valeska (2. stell. Vorsitz), Katja (Finanzvorstand), Konrad (Beisitz), Andrea (1. stell. Vorsitz), Melanie (Beisitz), Andy (Vorsitz)
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