Gastro
Quo Vadis, Champagner?
Dez 24
So, nun steht ja tatsächlich wieder Weihnachten vor der Tür und der unausweichliche Jahreswechsel an. Das sind natürlich die besten Gelegenheiten für Champagne, Sekt & Co.
Dabei können die Konsumenten auf unterschiedlichste Schäumer zurückgreifen. Der Klassiker ist natürlich die Mutter aller Schaumweine aus der Champagne. Diese Produkte werden in der Regel aus den Rebsorten Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Mineur nach der klassischen Methode hergestellt. Hierbei handelt es sich um eine zweite Gärung in der Flasche, bei der die erfrischenden lustigen Bubbels entstehen. Dabei erfreuen sich neuerdings die Variante in Rosé großer Beliebtheit. Die Nachfrage zum Beispiel in Asien, begrenzte Anbaufläche, Qualitätsanspruch, gestiegene Kosten und Ertragsreduzierung sorgten in den letzten Jahren für wahre Preissprünge und man hat das Gefühl, dads jedes Glas, welches man vor Corona nicht getrunken hat, ein schlechtes Glas war.
Für das Jahr 2022 hat das Deutsche Weininstitut ermittelt, dass 95.000 hl Champagner aus Frankreich nach Deutschland eingeführt wurden. Das war eine Zunahme um 2,3% gegenüber dem Vorjahr. Der Konsum von Champagner ist aber im Vergleich zu den 1990er Jahren deutlich gesunken. Die Einfuhren von Champagner erreichten im Jahr 1997 mit 136.000 hl ihren Höchststand. In jedem Fall ist es ein Ausdruck größter Wertschätzung und ein Zeichen von Style, wenn man eine Flasche Champagner geschenkt bekommt. Und tatsächlich kostet ein schöner Strauß Blumen nicht viel weniger als eine Flasche Champagner. Die Auswahl ist hier groß und reicht vom Winzerchampagner aus dem kleinen Weingut über die Handelsmarken bis hin zu den großen bekannten Marken. Dabei sollte uns bewusst sein, dass wir uns mit dem Trinken beeilen müssen, denn in 5 bis 7 Dekaden kann es für die Produktion von Champagner in der Champagne durch den Klimawandel zu warm sein. So benötigen die Winzer für die Erzeugung eines frischen knackigen Champagners eigentlich Lesegut, welches nicht ganz reif ist. Das führt im Moment dazu, dass sich die großen Champagnerhäuser nach Alternativen für die Zukunft umschauen.
In den Fokus geraten im Moment Weinberge und landwirtschaftliche Flächen in Südwales und im Süden Englands. Hier wird der Weinbau mit einer Tradition, welche bis in römische Zeit zurückreicht, gerade durch den Klimawandel begünstigt. Die letzten Sommer sind im vergleich doch um einiges wärmer gewesen. In Großbritannien gibt es laut dem Weinbauverband Wines of Great Britain in 2022 ungefähr 800 Weingärten mit einer Rebfläche von 3758 Hektar. Dabei hat sich die bestockte Fläche innerhalb von acht Jahren verdoppelt. Selbst im königlichen Garten der Familie Windsor auf Windsor Castle wird Wein angebaut, um daraus einen anständigen Schaumwein zu erzeugen. Dabei deckt der Wein, der im Lande erzeugt wird, ca. 1% des Bedarfs im Vereinigten Königreich. Hierbei muss angemerkt werden, dass die Britten recht ambitionierte Weintrinker sind und durch ihre Weinkultur und Trinkfreude vielen Weinen, wie zum Beispiel Bordeaux, Sherry und Porto zur Blüte verholfen haben. Durch den Brexit entfallen weinbaurechtliche Reglementierungen und die Neuanlage von neuen Weinbergen ist nicht mehr genehmigungspflichtig. Daher ist mit einer raschen Ausweitung der Rebfläche in Südengland zu rechnen. Befeuert wird dies dann noch durch die Nachfrage der großen Champagnerhersteller, die längst mehr als ein Auge auf diese verheißungsvolle Region geworfen haben, um hier in der Zukunft eine A lternative zur Champagne zu erzeugen. Wie schon angemerkt, liegen die Anfänge des Weinbaus in Britannien in römischer Zeit. Wobei dieser auf den Süden der Provinz Britannia beschränkt blieb. Im Mittelalter und der Neuzeit bevorzugten die Britten süße Weine aus dem Süden oder Deutschland. In den 1970er Jahren erfuhr der Weinanbau, angeheizt durch den Klimawandel, eine Renecance und in Teilen von Sussex, Kent, Essex, Suffolk und Cambridgeshire wurden weitere Weinberge angelegt. Dabei dienten als Vorbild für die erzeugten Qualitäten in der Regel Weine aus Deutschland, da sich diese in ihrer süßen Spielart im Vereinigten Königreich schon lange einer großen Beliebtheit erfreuten. Daher erfahren deutsche Rebsorten traditionell eine besondere Wertschätzung bei den Winzern in England und so finden sich neben internationalen Rebsorten Riesling, Elbling, Schwarzriesling, Ortega, Müller-Thurgau, Reget, Spätburgunder & Co in den Weingärten englischer Winzer. Die Zukunft des Weinbaus in Südengland liegt aber wohl im Schaumwein, das hat sich mit Sicherheit bis in die Champagne rumgesprochen. Und wenn man dann zum Fest keinen Champagner, Cremand, Deutschen Sekt, Cava, Spumante & Co zur Hand hat, kann Mann und Frau doch auch mal was prickelndes von der Insel probieren. Cheers!
Frank Schollenberger
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