"Kurzfilme sind gewagter, origineller, wilder und frischer als jeder Deutsche Kinofilm"
Axel Ranisch ist Regisseur, Darsteller, Autor, Filmkomponist, Cutter – und nun auch Moderator des Festival im StadtHafen, kurz FiSH. Wir sprachen mit dem 28-Jährigen über diese neue und seine filmische Erfahrung sowie über kleines Budget und große Visionen.
0381-Magazin: Du warst schon als Regisseur und Jurymitglied beim FiSH und übernimmst nun die Moderation. Ist das so etwas wie eine Liebeserklärung ans Festival im StadtHafen?
AXEL: Klar. Ich verbinde so viele schöne Erinnerungen mit dem FiSH. Freundschaften sind hier entstanden, die bis heute halten.
Die junge Filmszene in Deutschland ist für mich eine besondere Familie. Den Zusammenhalt vermisst man – einmal in der freien Wirtschaft angekommen – umso mehr. Dazu gehört einerseits der Enthusiasmus, der Ideenreichtum und die Neugier der jungen Filmemacher und andererseits die bewundernswerte, zum Teil aufopfernde Arbeit der Festivals, der Medienzentren und all ihrer Helfer. Nirgendwo wird das so deutlich wie auf dem FiSH. Die jungen Filmemacher lernen voneinander, übereinander und dank der öffentlichen Jury auch übers Filmemachen mehr als in so manchem Filmschulkurs. In sofern: Ja! Es ist eine kleine Liebeserklärung.
Außerdem drehe ich in diesem Jahr drei abendfüllende Filme. Jedem anderen Festival hätte ich wahrscheinlich aus Zeitnot abgesagt.
0381-Magazin: Du hast es schon angeschnitten: Die FiSH-Jury tagt traditionell öffentlich und verpflichtet sich zu schonungslosem Meinungsaustausch vor versammeltem Publikum. Worin siehst du deine Aufgabe? Hast du dir etwas vorgenommen?
AXEL: Meine Aufgabe ist es glücklicherweise nicht, zu richten. Ich habe als Moderator den angenehmen Job, mit den Filmemachern quatschen zu können. Ich werde mir also alle Filme genau ansehen, mir Gedanken über das Besondere an jedem einzelnen machen und dann hoffentlich sinnvolle Fragen stellen. In jedem Fall wünsche ich mir ungewöhnliche Ideen, neue Sichtweisen und glühende Menschen auf der Bühne. Und da bin ich mir ganz sicher, dass das FiSH auch in diesem Jahr nicht enttäuschen wird.
0381-Magazin: Du hast selbst oft Regie geführt und bist seit dem 22. März mit Isabel Kleefelds Film "Ruhm" auch als Schauspieler im Kino. Stehst du lieber vor oder hinter der Kamera?
AXEL: Um Himmels willen – dahinter! Schauspiel macht bei weitem nicht so viel Spaß wie Regie. Als Schauspieler ist man in etwas autistischer Weise nur mit sich und seiner Rolle beschäftigt. Als Regisseur hat man die große Vision im Kopf. Allein die Tatsache, dass ich als Schauspieler keinen Einfluss auf den Schnitt habe, macht mich wahnsinnig.
Für mich als Regisseur ist die Zeit vor der Kamera allerdings auch eine unbezahlbare Erfahrung. Ich weiß, wie sich ein Schauspieler fühlt. Ich weiß, wann man als Regisseur auch mal die Klappe halten muss. Und ich weiß, was ich verlangen kann.
0381-Magazin: Die Filmemacher des JUNGEN FILMS müssen mit wenig auskommen. Worin besteht die Kunst, aus einem kleinen Budget einen guten Kurzfilm zu stampfen?
AXEL: Ich finde es viel schwieriger, mit großem Budget und Aufwand einen guten Film zu machen als ohne. Beschränkung setzt Kreativität frei. Nicht umsonst sind die meisten Kurzfilme gewagter, origineller, wilder und frischer als jeder deutsche Kinofilm. Ich kann nur jedem jungen Filmemacher raten, so viele Filme wie möglich zu drehen. Egal ob man Geld hat oder nicht. Das Geniale am Beruf des Regisseurs ist doch, dass man alles ausprobieren kann. Nimm zwei Schauspielstudenten, Schauspieler oder Freunde (woran man halt am besten kommt), sperr sie mit dir und deiner Kamera in einen Raum ein und probiere aus, was du dich im normalen Leben nicht trauen würdest. Streiten, lieben, erschießen, träumen ... in allen Variationen. Es ist möglich. So lang die Ideen wahrhaftig sind, braucht man kein Geld dafür. Die moderne Technik macht es möglich.