Wenn mal wieder nichts los ist, kann man auch ebenso ins Kino gehen und sich natürlich vorher kompetent beraten lassen.
FAIR GAME: Ich fand das schon ein bisschen merkwürdig, dass die gefühlte Hälfte aller Filme, die Naomi Watts so dreht, Remakes sind. Andererseits war davon aber auch keines wirklich schlecht (vielleicht abgesehen von Ring 2). Inzwischen habe ich beschlossen, dass ich meine männliche Schwäche für Naomis Aussehen nicht kritisch auf ihre darstellerischen Leistungen projizieren kann, und solche Auftritte wie in Mulholland Drive, 21 Grams oder Funny Games U.S. sind offenbar keine Eintagsfliegen. Sean Penn hätte vermutlich auch nicht noch einen dritten Film mit ihr zusammen gedreht, wenn er diesbezüglich anderer Meinung wäre.
Fair Game hat eindeutig ein politisches Anliegen und ist ein Nachtreten gegen die alte Bush-Regierung. Umso erstaunlicher, dass der Film unter uns deutschen Amerikakritikern so geringe Beachtung findet. Vielleicht liegt es aber daran, dass das Anliegen - etwa im Vergleich zu Michael Moore - doch eher subtil vorgetragen wird, dass es sich um einen Film handelt, in dem viel geredet und wenig schnell geschnitten wird. Dennoch ist der Film reißerischer als zum Beispiel Robert Redfords Lions for Lambs.
Fair Game ist authentisch, glaubwürdig, mitreißend und es spielen Sean Penn und Naomi Watts mit, verdammt! Und das tun sie so überzeugend, dass der Film vom Moralin nicht übersäuert wird. Also was versuche ich hier eigentlich zu rechtfertigen, meine lieben Kinofreunde? Das seht ihr euch einfach an.
LAST NIGHT: Darstellerisch nicht ganz so exquisit, but speaking of my männliche Schwächen: Keira Knightley und Eva Mendes in einem Film! Jungs, da könnt ihr euch doch auch mal einen Beziehungsfilm anschauen (auch wenn ich wie üblich Keira gern Currywurst und Kuchen durch die Leinwand gereicht hätte). Wem dieser Film hier noch nicht genug auf die Socken geht, der sollte sich lieber die DVD von Closer (Hautnah) holen, denn Last Night ist davon ein bisschen die Weichspülerversion (bis hin zum Filmzitat, wenn Keira von vorn gefilmt in Zeitlupe durch die Menschenmassen schreitet wie weiland Natalie Portman am Ende von Closer).
Obwohl der Plot eigentlich vier gleichberechtigte Charaktere hat, inszeniert Massy Tadjedin hier vor allem Keira Knightley, sodass der Film zwar einiges an Spannung einbüßt, Keira aber darstellerisch durchaus überzeugen kann und nicht ausschließlich platziert und eingerahmt wirkt.
Ein bisschen läuft der Film darauf hinaus, dass bei den Frauen die Gefühle immer etwas dichter an der hehren Liebe sind und bei den Männern etwas dichter an den Trieben, und das wäre ja nun platt, oder wie, oder was? Wenn ich von meinen Schwächen für Schauspielerinnen rede, hat das doch auch nichts, aber auch gar nichts mit Trieben zu tun, aber vielleicht bin ich ja auch paranoid. Wie Beruf und Liebesleben einander in die Quere kommen können, ist meines Erachtens auch wieder in Fair Game überzeugender dargestellt, aber wer keine Lust auf Politik und Moralin hat, sieht sich lieber Last Night an. Ersteren sollte man gucken, letzteren kann man gucken.
Herr Schiele (Jahrgang `77) studierte lange Zeit in Rostock, ist nun Beamter in Hamburg und außerdem Nichtraucher.
Gesine Schuer
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