KINO
Auf eine Zigarette mit Henning Schiele
Während sich die X-Men-Macher originellerweise auf Prequels verlegt haben, legen Wes Craven und Jerry Bruckheimer die vierten Teile zu zwei Klassikern vor: Scream 4 (ich wollt's ja erst nicht glauben) und POTC 4 (mit dem hatte man fest gerechnet).
In beiden Fällen ist der vierte Teil meiner Meinung nach der zweitbeste (bei 'Scream' allerdings zusammen mit dem zweiten Teil), sodass sich für 'Scream' diese Rangliste ergibt: 1,4/2,3 und für 'POTC' die folgende: 1,4,2,3, also beinahe dieselbe. Man kann mithin beiden Produzententeams attestieren, dass die (im Falle des Schreis ausgesprochen lange) Pause eine gute Idee war, es sei denn, man findet schon jeweils den ersten Teil schlecht. Zu solchen Miesepetern gehöre ich ganz und gar nicht: Auch wenn beide erste Teile irgendwie in Richtung Kinderfilm gehen, waren sie meisterlich.
Zu den Piraten: Es gibt nun Meerjungfrauen, das alte London sieht toll aus, Rush und Depp sind die gewohnt starken Komödianten, es ist wieder ein richtiger Abenteuerfilm (und nicht höherschnellerweitertieferbreitergeiler). Obwohl man allerdings statt Keira Knightley nun die Oscar-Preisträgerin Penélope Cruz verpflichtet hat, lässt man ihr keine besonders hohen Spielanteile. Und Ian McShane ist trotz vieler roter Gesichtsschminke ein recht blasser Blackbeard. Und das ganze Setting des Jungbrunnens gegen Ende ist arg kitschig geraten - ansonsten aber ein echt sehenswerter Film für die ganze Familie.
Nicht so 'Scream 4' - zumindest was die Familientauglichkeit angeht. Ich glaube, wer die ersten drei Teile nicht gesehen hat, hat schon etwas vom Film, aber für die Eingeweihten ist er wirklich ein großer Spaß. Er ist ähnlich kurzweilig wie der erste, auf den er sich ganz stark bezieht, und das einzige Zugeständnis, das er der inzwischen erfolgten Horrorfilmentwicklung macht, ist das diesmal wirklich flüsseweise fließende Blut. Den Inhalt wiederzugeben wäre hier Blödsinn. Es sei nur einmal mehr darauf hingewiesen, dass die 'Scream'-Filme schon immer wesentlich geistreicher, selbstironischer und witziger waren als ihre Klamaukparodien in den 'Scary Movies' - diesmal wieder ganz besonders. Schön, dass Frau Campbell, Frau Cox und Herr Arquette nochmal mitgemacht haben. Wundervolles Popcornkino!
Herr Schiele (Jahrgang `77) studierte lange Zeit in Rostock, ist nun Beamter in Hamburg und außerdem Nichtraucher.
Gesine
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