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Lübeck – die königliche Mutter der Hanse

Lübeck – die königliche Mutter der Hanse

Nov 19
Lübeck gehört seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt an der Trave zeichnet sich durch hervorragendes Marzipan aus, den Gesellschaftsroman „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann und als Mutter der Hanse. Ist also definitiv einen Besuch wert und da es auch nur knapp 1,5 Stunden dauert von Rostock an sein Ziel zu kommen, solltet ihr es vor Weihnachten auch einfach mal machen.

Ich möchte euch heute von einer Stadt erzählen, die ich als Kind mit meinen Eltern besucht habe, weil sie nicht so weit weg war und einiges im Vergleich zu den noch damals etwas nachhinkenden Oststädten zu bieten hatte. Lübeck, der ideale Ort meiner Familie, um dem Konsum zu frönen. Also gleich der erste Tipp am Anfang: Wenn ihr einkaufen gehen wollt, dann solltet ihr euch folgende Straßen notieren: Kohlmarkt, Königsstraße, Hückstraße, Breite Straße und Fleischhauerstraße – kleine Geschäfte mit netten Produkten. Aber zurück zur beschaulichen Stadt in Schleswig Holstein, die ihr sowohl mit Auto, Bahn oder Bus gut und günstig erreichen könnt. Zu Fuß soll es noch nicht mal einen Tag dauern. Das aber nur am Rande für die Wanderer unter euch. Da es aber im Herbst/Winter bekanntlich etwas frischer ist, empfehle ich das Auto oder den öffentlichen Nahverkehr. Ihr seid dann nämlich nach knapp 1,5 Stunden am Ziel. Wenn ihr Lübeck allerdings für einen Wochenendtrip nutzen wollt und dort ein Hotelzimmer buchen möchtet, muss ich euch sagen, dass das aktuell kurzfristig eher ungünstig ist. Ich habe selbst nach meiner Recherche Lust gehabt, für zwei Tage an die Trave zu fahren. Und was soll ich euch sagen: zu teuer oder ausgebucht. Also entweder Tagestrip oder für nächstes Jahr schon einmal planen. Wie dem auch sei, was solltet ihr euch jetzt, wenn ihr bei der Mutter der Hansestädte angekommen seid, anschauen? Lasst mich von vorn beginnen: Es gibt die sieben Zwerge bei Schneewittchen, es gibt die sieben Tore und Kaufmannsbrücken in Rostock und es gibt die sieben Türme in Lübeck. Und so wie Schneewittchen und unsere Hansestadt mit der sieben hausieren geht, macht es Lübeck natürlich auch. Hier geht es nämlich um die sieben höchsten Kirchentürme in der Stadt. Eine davon ist St. Marien, die auch die dickste unter den alten Ladys ist. Mit über 38 Metern Höhe ist das Mittelschiff, das Größte in der Stadt und unter den Backsteingebäuden sogar in der Welt. Bis heute ist sie ein Symbol der Macht. Kaum verwunderlich, dass diese Kirche im Viertel der Kaufleute steht und dadurch richtig unterstreicht, wie reich Lübeck zur Zeiten der Hanse war. Einziger Wermutstropfen: Während des zweiten Weltkrieges wurde sie zerstört und im Anschluss so originalgetreu wie möglich wieder aufgebaut. Die herabgestürzten Glocken im Südturm erinnern bis heute als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung daran.
Wenn ihr nun an der St. Marien Kirche angekommen seid und das Innere besichtigt habt, könnt ihr einmal drum herum laufen und landet sehr schnell in der Mengstraße. An der Nummer vier bleibt ihr dann stehen und seid angekommen am „Buddenbrookhaus“. Genau ihr lest richtig: Der gute Thomas Mann lebte in Lübeck und nutzte die Szenerie der Stadt, um den ersten weltbekannten Gesellschaftsroman „Die Buddenbrooks“ zu schreiben. Und weil das Ding so erfolgreich war, bekam er einen Literaturnobelpreis und am 22. Mai 1955 wurde er zudem zum Ehrenbürger Lübecks ernannt. Ziemlich viel Ruhm und deswegen findet ihr heute in dem Haus seiner Großmutter ein Museum, das sich mit Literatur und dem Leben der Manns auseinander setzt. Einen Besuch auf jeden Fall wert. Und wenn wir schon bei berühmten Menschen aus Lübeck sind, könnt ihr auch gleich das Günter Grass-Haus besuchen. Dahin braucht ihr von den Manns etwa fünf Minuten zu Fuß. Es liegt in der Glockengießer Straße. Und was gibt es da? Alles über sein Leben und natürlich auch einiges über seinen Roman „Die Blechtrommel“, der mich bis heute ehrlich gesagt etwas verstört hat. Aber so ist es mit großer Literatur, sie soll uns aus unserer Komfortzone heraus holen. Das hat er geschafft und sich für sein Lebenswerk dann auch den Literaturnobelpreis in die Tasche gesteckt. Herr Grass hat übrigens die letzten dreißig Jahre seines Lebens in Lübeck gelebt und das angeblich nur, weil er die Nähe zu seinem Freund Willy Brandt gesucht hat. Günter Grass war es übrigens auch, der angeregt hat, dem ehemaligen Bundeskanzler in seiner Geburtsstadt eine Gedenkstätte zu errichten. Damit ist es das dritte Haus eines Nobelpreisträgers in Lübeck. Willy Brandt bekam aber einen für den Frieden und nicht für ein geschriebenes Buch. Ihr merkt also, ganz schön viel zu erkunden in der Hansestadt.
Die bereits genannten Sehenswürdigkeiten liegen übrigens alle im historischen Stadtkern, der von der Trave, wie eine kleine Insel umschlossen ist. Vor ein paar hundert Jahren wurde diese Umrandung von einer Befestigungsanlage unterstützt, wie das damals halt so üblich war. Noch heute könnt ihr einige Überbleibsel davon sehen. Das Holstentor zum Beispiel ist das vierte Tor gewesen und heute das absolute Merkmal für die Stadt. Das Stadttor, das Lübeck nach Westen begrenzt, hat zwei prägnante Merkmale: zum einen, das in ihm befindliche Museum und zum anderen, seine leicht schiefe Lage. Grund dafür ist der morastige Boden, auf dem die beiden Türme des Tors stehen. Über die Jahre hinweg sind sie einfach unterschiedlich stark abgesagt und so könnt ihr hier ähnlich amüsante Bilder wie beim schiefen Turm von Pisa machen. Das Holstentor ist so populär, dass es auf dem 50 DM Schein abgedruckt wurde und bis heute auf der absoluten Süßigkeit von Lübeck zu finden ist. Wenn ihr nämlich die Stadt besucht, werdet ihr am Marzipan kaum vorbei kommen und dementsprechend im Laden des Café Niederegger Produkte mit dem Holstentor finden. Das Café ist schon über 200 Jahr alt und wurde von John Georg Niederegger gegründet. Die Süßigkeit aus Mandeln, Zucker und Rosenwasser ist so beliebt, dass sie sogar zu Zarenzeit seinen Weg nach Russland fand. Dort haben dann wohl die Großen und Mächtigen die rosa Marzipanschweinchen Dutzendweise in sich hinein geschlungen. Heute arbeiten zwölf Konditoren im Lübecker Geschäft und verarbeiten pro Tag 120 Kilogramm der klebrigen Masse.
Das Café erreicht ihr, wenn ihr durch das Holstentor schlendert und dann immer geradeaus lauft. Haut euch ordentlich den Bauch voll und dann kann es weiter gehen Richtung des Lübecker Hansemuseums. Dieses versucht die Geschichte der 500-jährigen Handelsgesellschaft zu erzählen und das durch eindrucksvolle Bilder und Animationen. Ihr dürft schließlich nicht vergessen, dass Lübeck für die Gründung der Hanse verantwortlich war und deswegen auch gerne als Mutter oder Königin bezeichnet wird. 1356 wurde in Lübeck der erste Hansetag begangen, genauer gesagt, fanden die Feierlichkeiten dazu im Rathaus statt, das bis heute durch eine prunkvolle Außenfassade Eindruck macht. Was ihr übrigens über das Rathaus noch wissen solltet, ist, dass man es besuchen kann und es sich empfiehlt eine Führung mit zu machen. Warum? Dann erfahrt unter anderem folgendes: Im Audienzsaal des Rathauses findet ihr zwei Türen, eine mit niedrigem Torbogen und eine mit höherem. Die Vermutung liegt nahe, dass es Türen für große und kleine Menschen waren, stimmt aber nicht. Hier ging es um „verurteilt“ oder „nicht verurteilt“. Wer also Unsinn gemacht hatte, musste mit gesenktem Haupt durch die kleine Tür und wer nicht, durfte erhobenen Hauptes wieder gehen. Kleiner Fun Fact am Rande.
Aber zurück zum Hansemuseum. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein Kloster und dieses beherbergt unter seinen Torbögen ab Ende November einen kleinen und feinen Weihnachtsmarkt. Da könnt ihr zum Beispiel mit euren Kindern oder als Verliebte in den Wichtelwald gehen und euch gleich zu Beginn ein Küsschen geben. Der Wichtelwald beginnt nämlich mit einem sogenannten Torbogen beziehungsweise Kussbogen, der ähnlich wie ein Mistelzweig funktionieren soll. Den Weihnachtsmarkt am Kloster könnt ihr in etwa mit dem historischen Weihnachtsmarkt in Rostock vergleichen: selbes Ambiente, keine Losbuden, aber das Historische fehlt. Wer von euch einen Weihnachtsmarkt mit Buden, Karussell und „Rosen schießen“ braucht, der wird natürlich auch in Lübeck fündig. Ab dem 25 November könnt ihr einmal quer durch die Innenstadt laufen und werdet auf eine Vielzahl von kleinen Märkten bis Ende Dezember treffen. Und wie ihr dann so durch die Gegend zieht, schaut auch in den 85 schmalen Gassen vorbei, die irgendwie an Harry Potter und die Winkelgasse erinnern. Dort werdet ihr weniger Geschäfte zum Stöbern finden, aber kleine architektonische Besonderheiten: schmale Häuser, alte Gaslampen und Pflastersteine aus den Zeiten der Buddenbrocks. Um zum Ende zu kommen: Besucht Lübeck und am besten als Empfehlung von mir im Dunkel. Die einzelnen Sehenswürdigkeiten werden dann zusätzlich angestrahlt und wirken viel imposanter als am Tag mit unserem wunderschön nordischen Regenwetter.

Antje Benda

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