Musik aus MV
Kuzo rappt über seine „Vorhölle“
Mai 24
Kuzo ist ein Rapper, der seit mehr als zwölf Jahren Musik macht und am 6. Juni 2024 die EP „Vorhölle“ zusammen mit seinem Produzenten Samplemeyer über Audiolith veröffentlicht. Der Rostocker zeigt auf elf Tracks mit seinen persönlichen Texten Gesicht und das zum Teil auf sehr verstörende, aber beeindruckende Weise. Sampelmeyer fängt mit seinen Beats aus Trap, Elektro und Boom Bap die Stimmung auf und wirkt wie ein Verstärker. Wer in die „Vorhölle“ von Kuzo gehen möchte, sollte sich warm anziehen und zum besseren Verständnis auf jeden Fall die Repeat-Taste drücken. Bei seinem Rap zählt nicht nur das Tempo, sondern vor allem der Inhalt seiner Texte. Eine Hilfe, vielleicht nicht nur für ihn.
„Ich bin ein gottverdammter Egoist. Meine Welt dreht sich um mich. 90 Prozent meiner Tracks handeln von mir aus meiner Sicht. […] Kopfhörer rein. Hab nur Krach mit mir.“ Die Worte aus „Nicht mein Ding“ von Kuzo x Sampelmeyer fassen zusammen, was Kuzo empfindet über sich selbst und über seinen Rap. Der Titel erzählt davon, wie genervt er eigentlich von seiner ständigen Ich-Perspektive ist und genau das möchte der Rostocker Rapper ändern - im nächsten Album. Bevor es aber zum nächsten kommt, erscheint erst einmal seine aktuelle EP „Vorhölle“ am 6. Juni 2024 über Audiolith. Elf Songs, die eigentlich schon ein Album formen könnten, sind dicht an Kuzo gepresst. Er erzählt über seine depressiv destruktive Welt, seine Süchte und seinen Umgang damit. Wer sich mit ihm unterhält, merkt, dass es vereinzelt Überspitzungen in seinen Titeln gibt, wie man es aus dem Rap gewohnt ist. Im Großen bleibt er aber ehrlich. Persönlich war ich von den Worten „Ich nehme mir einen Strick“ erschlagen. Kuzo zeigt, dass Musik Therapie ist, sein Anker und das was er will. Schon beim ersten Track „Lebendig“ schafft es sein Produzent und langjähriger Freund Sampelmeyer mit seinen Beats genau dieses Gefühl zu unterstreichen. Mein erster Impuls war es, den Player auszumachen, weil sich Enge in meinem Kopf breit machte. Nach diesem Moment folgte Einsicht und Kuzo x Sampelmeyer schafften es mich zu fesseln.
„Wir haben Silvester 22/23 angefangen an der EP zu arbeiten und ein Jahr bis zur Fertigstellung gebraucht. Ich habe die Texte gemacht und Samplemeyer hat alle Beats gebaut. Es hat Spaß gemacht mit einem Produzenten an allen Titel zu arbeiten, sonst hatte ich immer viel Gemischtes von mehreren Leuten.“ Sampelmeyer und Kuzo kennen sich bereits seit 2017 und haben ein Jahr später angefangen, kontinuierlich gemeinsam Musik zu machen. „‘Vorhölle’ ist nur eine EP, weil ich keinen roten Faden habe. Bei einem Album muss ein Konzept dahinter stehen und es braucht mehr Zeit. Die Titel von ‚Vorhölle‘ sind einzeln zu sehen und fast so nebenbei entstanden. Ich habe an ein Album höhere Ansprüche.“ Nebenbei, aber mit Inhalt. Die erste Single „Überall gesucht“ kam bereits am 23. April heraus und ist eines von vier Features. Rekone reicht ihm hier die Hand und scheint, trotz langjähriger Freundschaft, ebenso verloren in der Gesellschaft zu sein wie Kuzo selbst. „Wir haben uns damals über SchülerVZ kennengelernt. Er ist dann irgendwann von Berlin nach Rostock gezogen. Wir machen live alles zusammen.“ So war es also kein Wunder, dass sie gemeinsam als Support von Waving the Guns (WTG) gebucht wurden und sie 2023 auf ihrer Tour begleiteten. „Ich habe 2019 M.D.M.H., mit dem ich auch schon lange rappe, auf Tour besucht und darüber WTG kennengelernt. So bin ich dann bei Audiolith gelandet.“
Durch den Vertrag mit Audiolith ist Kuzo in der Lage, seine langjährigen Wegbegleiter wie Samplemeyer zu entlohnen und zum Beispiel auch den Künstler Carlo Perez, der für sein Cover verantwortlich ist, einen Schein in die Hand zu drücken. „Carlo hat unter anderem das Cover von ‚Dachgeschoss‘ mit Bosi gemacht und das zu ‚Vorhölle‘. Ich schicke ihm meine groben Vorstellungen und in dem aktuellen Fall ein Bild von unserem Studio und er macht ein Kunstwerk draus.“
Eine Symbiose zwischen Text, Beats und Bild ist entstanden und zeigt nach Kuzos Worten auch einen Wendepunkt, der unter anderem durch den letzten Titel der EP „Ich kann dich nicht in Ruhe lassen“ thematisiert wird. „Es geht um meine Abhängigkeitsgeschichte. Es ist eine Trennungsgeschichte. Ich habe den geschrieben, als ich aus meiner ersten Therapie raus war und rappe darüber, warum ich das alles gemacht habe. Der Titel beschäftigt mich am meisten. Ich habe ein Suchtproblem, was ich offen in vielen meiner Texte ausspreche und jetzt angehen werden.“ Eine nicht ganz leichte Liste an Problemen, die Kuzo zu schultern hat, aber eine, die er abwerfen möchte. „Musik ist das, was mich beruhigt. Ich habe aber das Gefühl, dass ich mich darin verlaufe. Ich glaube, der Weg ist länger als man denkt. Aber er ist für mein Wohlergehen der richtige. Ich kam 2020 aus einer stationären Therapie, weil es mir psychisch nicht so gut ging und habe mich dann entschlossen, mich auf das zu konzentrieren, was mir Spaß macht. ‚Vorhölle‘ ist in einer Zeit entstanden, wo alles nicht funktioniert hat. Jetzt geht es in kleinen Schritten voran. Und es macht mich glücklich, zu sehen, wie viele Leute ihr Werk dazu getan haben.“ Bleibt also zusätzlich zu hoffen, dass der Traum von Kuzo in Erfüllung geht und er das Erfolgsspiel mit der Musik gewinnt.
Antje Benda
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