Musik aus MV
Bella Nick – Sängerin und Musikpädagogin
Mrz 25
Bella Nick scheint ein umtriebiger Geist zu sein, der seine Projekte schon zurückgefahren hat und trotzdem auf vielen Hochzeiten tanzt. Sie ist solo als Sängerin mit ihren eigenen Texten unterwegs, haucht verruchte Melodien für das Popduo ECCHI ins Mikrofon und singt als Backgroundsängerin bei der Pink Floyd Tribute Band Who’s Pink. Als ausagebildete Musikpädagogin arbeitet sie zudem mit dem Kindertheaterensemble „Theater Los.Jetzt", unterrichtet an der HMT Gesang und Kinder im Landkreis.
Leute, lasst uns über die Musik von Frauen reden. Bella Nick ist Sängerin und Musikpädagogin und will schon seit ihrem fünften Lebensjahr singen. „Bei uns zuhause lief immer Musik von Barbara Streisand oder Celine Dion. 2006 war ich fünf Jahre alt und in meiner Kita gab es zum Sommerabschluss eine Mini-Playbackshow, wie sie damals auf RTL lief. Ich habe ‚My Heart Will Go On' gesungen.“ Ab diesem Zeitpunkt wusste die heutige Sängerin, was sie werden wollte. „Etwas, was bis heute meine Bühnenpräsenz beeinflusst, ist die Kritik, die sie mir schon damals entgegengebracht haben. Mir wurde gesagt, ich solle nicht so auf den Boden schauen und mich freier bewegen. Noch heute stehe ich auf der Bühne und sage mir ‚Nicht runterschauen’." Sie selbst unterrichtet anders, weil sie es fragwürdig findet, Kinder so zu kritisieren. Sie arbeitet neben ihrer Musik als Musikpädagogin in Mecklenburg Vorpommern mit Kindern und lässt ihnen den Freiraum beim Singen und Tanzen, den sie brauchen, um sich entwickeln zu können. Seit 2018 ist Bella als Musikpädagogin mit musikalischer Früherziehung unterwegs. Ein kleines Highlight ist das Kindertheater „Theater Los.jetzt“. Ein Ensemble bestehend aus einer Theaterpädagogin, einer Theaterlehrerin und ihr. Gemeinsam machen sie seit drei Jahren Theater für die unter Vierjährigen.
„Ich selbst habe als Kind im Kinderchor gesungen und ab meinem zehnten Lebensjahr klassischen Gesangsunterricht bekommen. Ich wollte unbedingt zum Musical und habe mich überall nach der Schule beworben.“ Einen Studienplatz hat sie damals nicht bekommen, was aber nicht bedeutete, dass die gebürtige Baden-Württembergerin aufgegeben hatte. Sie stürzte sich in die Live-Musik und wurde Frontfrau der Band Twisted (Europe’s first live mashup band). „Wir haben damals Songs gecovert und die dann übereinander gemixt. Da habe ich gemerkt, dass ich gerne Frontfrau werden wollte. Also habe ich geschaut, wo ich Gesang studieren kann. Und zum Leidwesen meiner Mama ist es dann Rostock geworden.“ Seitdem ist sie der Hansestadt treu geblieben und möchte sie auch nicht so schnell verlassen. „Ich habe nach dem Studium 2019 schon viele Engagements in Aussicht gehabt und wollte durchstarten. Dann kam Corona. Ich hatte zum Glück schon während des Studiums pädagogisch gearbeitet und habe es dann vertieft.“ Sie ergänzte ihr Wissen durch ein Studium in elementarer Musikpädagogik und unterrichtet heute unter anderem Gesang an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Arbeitet drei Tage die Woche für die Kreismusikschulen des Landkreis Rostock, Güstrow und Bad Doberan. „Siebzig Prozent meiner Arbeit ist das Unterrichten, ich habe da meine Passion entdeckt. In Kombination mit meinen Musikprojekten habe ich genau die richtige Balance und würde es gerade nicht anders haben wollen.“
Bella Nicks eigene Musik
ECCHI ist eines ihrer Musikprojekte, mit dem sie 2025 noch mehr veröffentlichen möchte. Zusammen mit dem Schlagzeuger Jan Erichson bildet sie ein Pop-Duo, das Electronic, Melodic Music mit House-Elementen verbindet und Sinnlichkeit auf Leidenschaft treffen lässt. Entstanden sind bereits die EP „In a Different Place“, drei Singles und zwei Videos. „Jan und ich haben zusammen studiert und waren immer die Außenseiter, da wir in der Theorie nie so die Ahnung hatten und viel lernen mussten. Jan produzierte schon damals viele Beats auf seinem Laptop und fragte mich, ob ich darauf singen könnte. Ich fragte ihn was er sich genau vorstelle und er meinte: ‚Mach was Verruchtes!‘“ „Down the Rabbit Hole“ war ihr erster gemeinsamer Titel; für 2025 ist eine zweite EP in Planung. „Wir machen das ganz entspannt, wie wir gerade Zeit haben.“ Zudem Bella Backing Vocals bei der Pink Floyd Tribute Band Who's Pink. „Wir sind im Background drei Powerfrauen und es ist mal ganz entspannt, nur A und O auf der Bühne zu machen. Wir haben dieses Jahr etwa sieben Konzerte entlang der Ostseeküste.“ Dass es auf der Bühne für sie als Frau nicht immer einfach ist, bestätigt sie durch eine Gesichte: „Nach einem Konzert kamen ein paar Menschen auf mich zu und fragten, ob ich schwanger sei. Meine Hose spannte wohl etwas über den Bauch. Meine Kollegin hat dann etwas gereizt gesagt, dass das durch den Sängeratmen käme. Männer werden solche Sachen nicht gefragt. Ich habe schon viel Bevormundung und Reduzierung aufs Körperliche erlebt. Was zum Glück mit der Zeit immer besser wird. Aber es wird wenig darüber gesprochen. Man will es sich ja nicht verscherzen.“ Ihr Sololsong „Atlantis“ bebildert diese berufliche und private Entwicklung sehr gut und bildet zusammen mit dem Titel „Spuren“ einen Rahmen für ihre erste Solo EP „Anlauf nehmen“.
„Im Studium gab es ein Semester, in dem ich einen Song für meine Kommilitonin Amelie schreiben sollte. Sie sang immer auf Englisch und ich wollte sie gern mal in deutsch hören. Als sie meinen Song dann sang, wollte ich es selbst tun.“ Seitdem schreibt sie für sich selbst in deutsch. Sie sagt, dass dadurch keine Trennung mehr ihrer Person und der lyrischen Ebene passiert. „Deutsch ist meine Muttersprache und ich kann viel mehr von mir dadurch preisgeben.
Antje Benda
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