Musik aus MV

Das Hobby zum Beruf oder gar zur Berufung machen — für viele oftmals ein schmaler Grat zwischen Leidenschaft und Geschäft. Für Georg stand schon sehr früh fest: GENAU DAS WILL ICH! Schon zu Kindheitstagen tüftelte und hämmerte er mit seinem ebenfalls handwerklichen Vater in der heimischen Werkstatt herum, stibitze seiner Schwester die Gitarre und brachte sich das Spielen bei. Das handwerkliche Geschick und die Liebe zur gezupften Musik miteinander zu verbinden, erschien ihm einfach logisch. 0381 hat ihm in seiner urigen Werkstatt einen Besuch abgestattet.

Ein Hauch von Holz, Zigarettenduft und schweißtreibender Arbeit liegt in der Luft, wenn man Georgs Zupfinstrumente-Werkstatt in der Carl-Hopp-Straße betritt. „Klingeln und Klopfen bringt nix, einfach reinkommen, laute Arbeit“ heißt es an der Tür. Die Anfangszeiten als Instrumente-Macher in einer klitzekleinen Werkstatt hat Georg hinter sich gelassen. In seiner neuen, großen Werkstatt gibt es alles, was das Handwerker-Herz begehrt. Einen Zerspanungsraum für die dreckigen Arbeiten, einen Anspielraum fürs Probespielen neuer Klampfen, Holzspäne wo man hinsieht und eine Bar mit gemütlichen Ledercouchen zum Verweilen. Georg begrüßt mich offenherzig und gibt mir einen Rundgang durch seine heiligen Hallen — natürlich gibt es viel Holz und überall hängen Gitarren jeden Zeitalters. 

Nachdem er die Schulzeit hinter sich gelassen hat, war für Georg klar: Ich werde Zupfinstrumente-Macher. Als einer von vielen Bewerbern wurde er für eine Ausbildung im Vogtland ausgewählt. „Abends saß ich mit einer Schneiderin und einer Tischlerin beim Skat spielen und sie erzählten mir, dass auch Zupfinstrumente-Macher auf Wanderschaft gehen“, erzählt mir Georg. Also los, dachte er sich und zog daraufhin mit seinem Handwerk für drei Jahre um die Welt. „Mit 5 Euro gehst du los und mit 5 Euro darfst du auch nur wiederkommen, mindestens drei Jahre und einen Tag auf der Walz“, so Georg. So ging es für ihn durch ganz Europa von Island bis Portugal. Mit einer Menge Geschichten und Erfahrungen im Gepäck, führte ihn seine Wanderschaft auch nach Rostock. Eine der Top Ten-Lieblingsstädten, die er in den letzten Jahren bereist hat. Und deshalb entschied er sich zu bleiben. „Irgendwie passte alles, ich hatte schon Freunde in Rostock, die mich ermutigt haben, herzukommen und der ganz ursprüngliche Verein von Hansa Rostock, der BSG Empor Lauter, kommt aus meinem Kaff“, lacht Georg, der seine Wurzeln im Erzgebirge hat. Irgendwie hat alles so sein sollen. 

Aller Anfang ist schwer, wer kennt das nicht. Vor allem der Schritt in die Selbständigkeit muss wohl überlegt sein. Dass Georg anfangs neben dem Betrieb seiner kleinen Werkstatt noch Nebenjobs unter anderem im Volkstheater in der Requisite gemacht hat, ist nun nicht mehr vorstellbar. Der Terminkalender ist voll. Neben Reparatur- und Aufbereitungsarbeiten von Zupfinstrumenten ist er „Psychologe, Chirurg und Handwerker“ in einem, wie er es treffend beschreibt. Denn er erfüllt KundInnen den Traum zu ihrer handgefertigten, maßgeschneiderten Gitarre. Und das hört sich nicht nur so an, es ist auch so: Das braucht nicht nur Geschick, sondern auch eine Meeenge Zeit. Für die Anfertigung einer auf die Person zugeschnittenen Wunsch-Gitarre braucht es, je nach Sonderwünschen, gut und gerne mal ein halbes Jahr. Ob spezielle Lackierungen, feine Holzschnitzarbeiten, filigrane Formen, Bilder, die er auf das Holz überträgt oder Stege, die auf den Handabdruck des Kunden perfekt abgestimmt sind – Georg versucht jede Vorstellung zu berücksichtigen. Beim Probespielen im Anspielraum wird dann noch feinjustiert. Damit am Ende jeder und jede glücklich aus der Werkstatt marschiert. So wie Mattu, Bassist bei der Rostocker Band Antispielismus, der mit seinem handgefertigten Bass nicht nur Konzerte rockt, sondern auch noch ein guter Freund von Georg ist. „Jedes Instrument, das ich baue, ist so individuell. Aber trägt meine Handschrift“. Georgs erstes Instrument, das er in Rostock gebaut hat, war übrigens eine Zither und heimische Hölzer für den Bau der Instrumente zu verwenden, ist sein Ding. 

Aus ganz Deutschland kommen KundInnen, um sich von Georgs Handwerks-Kunst zu überzeugen. Sich auf ein Instrument einzulassen, braucht Zeit und Raum. Für Georg ist sein Hobby tatsächlich zur Berufung geworden. „Ich muss nie wieder arbeiten und werde nie wieder Freizeit haben“, lacht der Instrumente-Bauer. Seine Kunden-Akquise macht er teilweise auf Konzerten –  na klar, da wo sich Musikmenschen halt so tummeln. 

„Es ist wirklich viel rumgefriemel, aber ich steh drauf!“

Na denn man tau und alles Gute!

Luise Acker