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Musik aus MV

Modesha – Electronica vom Pop geküsst

Modesha – Electronica vom Pop geküsst

Sep 24
MODESHA sind unkonventioneller Sound und melancholisches Songwriting abseits der musikalischen Hauptstraße. Die Gruppe mit kreativem Zentrum in Berlin, bestehend aus Melanie Ring (Gesang), Matthias Hetzer (Drums) und Steven Kuhlmann (Bass) bewegt sich stilistisch irgendwo zwischen Electronica und Pop mit unverkennbaren Parallelen zu Trip-Hop-Größen wie Portishead oder Massive Attack. Unsere Redakteurin Antje Benda hat mit Melanie und Steven telefoniert. 

Es ist mehr als vier Jahre her, dass MODESHA ihre erste EP „MODESHA“ veröffentlicht haben. Damals noch zu viert unterwegs, lieferten sie eine nette Mischung aus Jazz und Pop gepaart mit Trip Hop-Elementen, die zumindest mich damals schon abholten. Der große Unterschied zu ihrem im Mai erschienen Album „pouring“ ist wohl der Prozess der Entstehung. Während die EP formal auf einem Reißbrett entstand, und sie alle Spuren im Studio zusammengebastelt haben, sind sie für ihr erstes Album gemeinsam aufs Land gefahren und die Songs zusammen entwickelt, sie gemeinsam eingespielt und so den Bandcharakter stärker unterstrichen. „Wir haben diesmal mehr analoge Instrumente genutzt. ‚Bird fly‘ ist zum Beispiel eine eher jazzige Nummer. Für einige Sounds haben wir extra Bennis Rhodes Piano ins Studio gekarrt. Das kann man phasenweise richtig gut auf der Platte hören“, erzählt Steven. Dieser stammt übrigens aus Demmin und ging zusammen mit besagten Benni (ehemaliges Mitglied der Band) nach Osnabrück, um dort Musik zu studieren. Mit ihm, Melanie und Matthias gründete er kurz vor Corona MODESHA. Aus zeitlichen Gründen ist Benni nach der Veröffentlichung von „pouring“ aus der Band ausgestiegen und widmet sich jetzt unter anderem seinem Drum’n’Bass Projekt Moonaddict. „Wir respektieren natürlich seine Entscheidung“, sagt Melanie und ergänzt, dass sie eine lange Freundschaft verbinde, die sie nicht einfach streichen werden. „Die Bandarbeit war nicht immer einfach, da wir mittlerweile alle in unterschiedlichen Städten leben. Wir würden nicht ausschließen, dass Benni nicht bei dem ein oder anderen Auftritt noch einmal dabei ist oder auch einen Song für uns mixt“, ergänzt Steven.
Am 10. August 2024 hatten sie ihren ersten Auftritt zu dritt auf dem „Funklochfestival“, was im Vorfeld mit viel Aufregung verbunden war. Sie haben einige Titel umarrangiert, damit sie auch zu dritt spielbar sind. Funktioniert hat es gut und wird bis zu ihren nächsten Konzerten am 7. November bei den Ingolstädter Jazztagen und am 15. November in Berlin im KVU weiter ausgebaut. „Wir haben ‚tolle‘ Songs und das besondere ist unsere Kombi aus elektronischen Sounds und analogen Instrumenten. Wenn man uns auf der Bühne sieht, denkt man nicht unbedingt an die Musik, die dann raus kommt“, unterstreicht Steven. „‘Cellophane’ als Beispiel ist der Publikumsliebling. Bei der EP war es ‚Moon Pt. 2‘, der das Publikum energetisch am ehesten abgeholt hat und bei der neuen Platte zählt definitiv ‚Blossom‘ dazu.“ 
Zu „Cellophane“, der zweiten Single-Veröffentlichung, gibt es auch eine Videoproduktion von Chris Pham, einem langjährigen Freund aus Melanies Heimat Bayern. Er hat die innere Zerrissenheit des Songs in Folie gepackt und der Sängerin real um den Körper geschlungen. „Dieses Thema durchzieht eigentlich das ganze Album. Während wir es aufgenommen und geschrieben haben, befanden wir uns alle im Umbruch. Wir haben das Studium beendet, Matthias und ich sind nach Berlin gezogen und Steven nach Hamburg. Das schöne ist, dass die Songs und damit auch ‚Cellophane‘ viel Interpretationsspielraum haben“, erzählt Melanie. 
MODESHA finden mit „pouring“ eine neue qualitative Tiefe in ihrer Musik. Unterstützt wurden sie dabei unter anderem von Steffen Lütke (Fattoria/Osnabrück), der mit ihnen viel ausprobiert hat und als Recording Engineer selbst gute Vorschläge eingebracht hat. „Tobias Bergmann von den Wörth Studios hat unser Album gemixt und gemastert. Und wie schon bei unserer EP einen phantastischen Job gemacht.“ Wahrscheinlich ein Grund, warum die Sängerin bei dem Song „Bird Fly“ so viel Spaß hat. „Der Song bringt mich in eine Traumwelt mit einer großen Leichtigkeit gehüllt in düstere Melancholie.“ 
„Melanies Stimme ist einfach unverkennbar und macht mit den dicken Subbässen und breakbeatartigen Drums von Matthias unseren Sound aus“, ergänzt Steven. Jeder Song von ihnen hat seine eigene Ästhetik und es wäre ein Fehler sie in irgend eine Schublade drücken zu wollen. „Wir haben einfach die Songideen genommen und geschaut, was sich gut anfühlt, deswegen sind sie so unterschiedlich.“ Genutzt haben sie dafür unter anderem das bereits erwähnte Programm Abelton, das ihre gesamtes Live-Programm stemmt. „Du kannst das Programm mit Add Ons erweitern und dann zum Beispiel die Instrumente so einstellen, dass sie von der Lautstärke auf die Kick-Drum reagieren. Wir haben auch unsere eigenen Soundeffekte designt, was letztlich unseren Sound auch total prägt.“ Dieser Mix stellt einen Schwerpunkt des Sounddesignkonzepts der Band dar. Vom Drum-Set zum Sample, vom Gesang zum Kraftwerk-Vocoder, von der Bassgitarre zu drückenden Subs und vom Fender Rhodes zu sphärischen Synthesizern.

Antje Benda

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