Mit seiner aktuellen CD ‚Venus’ legte Steffen Graewer gemeinsam mit den Mitstreitern seines gleichnamigen Trios im Februar ein Album vor, dessen internationaler Anstrich sowohl Jazz-Puristen faszinieren als auch interessierte Einsteiger überzeugen dürfte. 0381 sprach mit dem etablierten Rostocker Jazzpianisten über sein neuestes Werk, anstehende Projekte und über musikalisches Wirken jenseits gängiger Klischees.
0381-MAGAZIN: Steffen, als prägende Figur der Rostocker Jazzkultur dürfte Dein Name für sehr viele Musikinteressierte inzwischen ein Begriff sein. Dennoch vielleicht zunächst ein kurzer Abriss Deines Schaffens für die Leser, die Dich (noch) nicht kennen ...
STEFFEN GRAEWER: Meine Arbeit als Pianist und Bandleader steht sicher seit langem im Vordergrund, gleichzeitig bin ich aber auch als Session-Musiker, Komponist, Arrangeur sowie Dozent an der HMT Rostock und Lehrer an der Musikschule 'Carl Orff’ tätig.
0381-MAGAZIN: Somit also auch beschäftigt mit der Förderung von musikalischen Talenten?
STEFFEN GRAEWER: Unbedingt. Als Mitbegründer vom 'Landesverband Jazz', eines regionalen Dachverbandes zur Förderung der Jazzentwicklung, als auch des Landes-Jugendjazzorchesters M-V liegt mir der Nachwuchs besonders am Herzen. Dort spielen einige der besten Nachwuchsmusiker zusammen und beweisen bei ihren Konzerten, dass sich hoher Unterhaltungswert und künstlerischer Anspruch durchaus verbinden lassen.
0381-MAGAZIN: Wie bist Du selbst zur Musik gekommen?
STEFFEN GRAEWER: Meine Eltern haben mich im Alter von vier Jahren zu einem Klavierkonzert mitgenommen. Mit dem unmittelbar darauf begonnenen Klavierunterricht wurde dann der Grundstein für meinen Wunsch, Musiker zu werden, gelegt.
0381-MAGAZIN: Inwieweit wird in Deiner Arbeit auch Dein Leben in Rostock reflektiert?
STEFFEN GRAEWER: Wir erheben ganz selbstverständlich den Anspruch, zeitgemäßen internationalen Jazz zu machen, der auch über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausschaut. Gleichzeitig bietet mir das Leben in Rostock die entsprechende Ruhe und Gelassenheit, mich auf die Vielzahl der Projekte vorzubereiten bzw. zu konzentrieren. Die räumliche Nähe zu Jazz-Metropolen wie Hamburg oder Berlin, aber insbesondere auch Kopenhagen, macht Rostock für einen Musiker wie mich sehr interessant.
0381-MAGAZIN: Die aktuelle CD Deines Trios ist gerade erschienen und wurde Ende Februar im Volkstheater Rostock als 'Record Release Concert' dem Publikum präsentiert. Wie ist das neue Album konzeptionell entstanden?
STEFFEN GRAEWER: Wir haben diese CD im Rostocker 'petemusic’-Tonstudio am Stück live und vollakustisch eingespielt. Dabei ist die äußere Form relativ klar vorgegeben, lässt aber immer auch inhaltlichen Raum für Improvisationen. So entstehen musikalische Momentaufnahmen, die die künstlerische Reichhaltigkeit des Jazz möglichst transparent werden lassen sollen.
0381-MAGAZIN: Dieser Jazz lebt auch immer von der Referenz. Gibt es persönliche Begegnungen oder künstlerische Kooperationen, die Dich besonders beeinflusst oder inspiriert haben?
STEFFEN GRAEWER: Da gibt es einige ... hervorzuheben wären sicherlich Zusammenarbeiten mit Gunter Hampel (Mitbegründer der 'Jazz-Kantine'), der DDR-Legende Ernst-Ludwig Petrowsky, oder (neben vielen Jazzmusikern aus Dänemark) vor allem Jakob Fischer, dem bekanntesten dänischen Jazz-Gitarristen.
0381-MAGAZIN: Du hast die Vielzahl der Projekte, mit denen Du Dich beschäftigst, bereits anklingen lassen. Woran genau arbeitest Du derzeit?
STEFFEN GRAEWER: Zunächst werden wir mit dem neuen Album auf Tour gehen, hauptsächlich im Norden Deutschlands und in Dänemark, wo der Jazz einen wesentlich höheren Stellenwert hat als hierzulande. Weiterhin geplant sind sowohl eine klassische Solo-Einspielung als auch eine Jazz-Bearbeitung von Johann Sebastian Bach im Trio, ferner eine musikalische Hommage an den kürzlich verstorbenen Oscar Peterson und natürlich weitere Eigenkompositionen. Darüber hinaus schreibe ich gerade ein neues Märchen fürs Theater.
0381-MAGAZIN: Wir danken Steffen Graewer für dieses Gespräch und wünschen für das neue Album und die anstehenden Projekte viel Erfolg.