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Kati Wolfgramm – Geschäftsführerin vom Frauenbildungsnetz MV
Nov 24
Das Frauenbildungsnetz MV wurde 1996 von Frauen gegründet, die unter dem Einfluss und an den Folgen der Friedlichen Revolution (1989/90) standen. Zu den Anliegen des Vereins zählt es unter anderem die Gehaltslücke zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts sichtbar zu machen und gleichstellungspolitische Themen in die Welt zu tragen. Seit 2018 ist Kati Wolfgramm Geschäftsführerin des Frauenbildungsnetzes mit Sitz in Rostock.
Kati Wolfgramm arbeitet seit mehr als sechs Jahren als Geschäftsführerin beim Frauenbildungsnetz MV und das, mit Leidenschaft dem Gleichstellungsthema gegenüber, Kreativität in den zu gestaltenden Projekten und Schlagfertigkeit im Austausch. „Ich habe die Stellenausschreibung damals von zwei verschiedenen Leuten zugeschickt bekommen mit dem Hinweis, dass das genau meine Stelle wäre. Die kannten mich besser als ich selbst." Bereits am Tag des Vorstellungsgesprächs wurde ihr die Stelle zugesagt. Begonnen hat sie 2018 zusammen mit drei Kolleg*innen und einem Hund. „Heute sieht das anders aus. Wir haben neben den elf Festangestellten einen tollen Zuwachs an Praktis und Ehrenamtlichen.“ Die Gründe für das stetige Interesse sieht Kati in der Sinnhaftigkeit, dem Spaß und der Sichtbarkeit ihrer Arbeit. Wenn sich jemand dafür entscheidet, beim Frauenbildungsnetz zu arbeiten, trägt er etwas für die Gesellschaft bei. Es geht um Gleichstellung und Gleichberechtigung. Es geht darum Dinge, die uns als normal erscheinen, wie dass die Frau sich mehr um die Kinder kümmert, auch wenn sie voll arbeitet, sichtbar zu machen und zu zeigen, dass es auch anders geht. „Ich lass mein Team auch einfach machen. Es ist eine Mischung aus Vertrauen und da sein, wenn sie Hilfe brauchen.” Aktuell gehören mehr als vierzig Mitglieder dem Verein an und unterstützen in den zahlreichen Projekten. Kati selbst leitet zum Beispiel „G3 – Gender gestaltet Gesellschaft”. Ein Projekt, das unter anderem jeden ersten Mittwoch im Monat einen Film in den Räumen des Frauenbildungsnetzes im Heiligengeisthof zeigt. “Wir haben den Barbie-Film gezeigt. Das war spannend, was da für Diskussionen entstanden sind."
Darüber hinaus gibt es Gespräche, Vorträge und Workshops, die sie organisiert und leitet. „Ich bin über die Projekte voll finanziert und sie machen mir Spaß. Die Geschäftsführung mache ich allerdings genauso wie meine Stellvertreterin im Ehrenamt.” Andrea Kaufmann unterstützt Kati seit Oktober 2023 in ihrer Arbeit und schafft dadurch neue Synergien. „Du hast das Gefühl, dass die Verantwortung auf zwei Paar Schultern lastet. Und das ist schon eine enorme Erleichterung.” Gemeinsam leben die beiden Frauen die flexible Arbeitsform des Jobsharing: Übernehmen voneinander Aufgaben und leihen sich ein Ohr, wenn es notwendig ist. „Mir ist bewusst, dass ich in einer privilegierten Position arbeite, die nicht selbstverständlich ist. Durch meine Arbeit mit dem Thema Gleichstellung und Gleichberechtigung ist mir das sehr deutlich geworden.” Ein Grund mehr für die engagierte Diplom Pädagogin weiterzumachen und im Sinne des Vereins zu arbeiten.
Ihre ersten sieben Berufsjahre hatte sie an der Hochschule Wismar im Gründerbüro und später am Robert Schmidt Institut, bevor sie an die Universität Rostock ging und am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik und im Zentrum für Entrepreneurship tätig wurde. Dass Kati schon immer ein Händchen fürs „Machen” hatte, stellte sie unter anderem während dieser Zeit als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin unter Beweis. „Ich war schlecht in der Lage, meine eigenen Forschungsthemen an Studierende weiterzugeben. Mir war und ist viel mehr daran gelegen, die Leute in ihren eigenen Interessen zu bestärken und mich in neue Sachen einzuarbeiten, damit sie ihre Bedürfnisse umsetzen können. Eigentlich wollte ich nach Wismar in die Wirtschaft oder meinen Doktor machen, weswegen ich auch nach Rostock gegangen bin. Das mit dem Doktor habe ich jetzt erst einmal verschoben, vielleicht habe ich dafür Zeit, wenn ich in Rente gehe.”
Leiten, begleiten und in die richtige Richtung steuern, das möchte Kati Wolfgramm zusammen mit ihrem Team des Frauenbildungsnetzes MV. Ein Grund, warum es aktuell die sogenannten „Conchita Gutscheine” gibt, die darauf abzielen, Frauen mit wenig finanziellen Mitteln die Teilnahme an Bildungsveranstaltungen zu ermöglichen. „Dr. Conchita Hübner-Oberndörfer ist vor zwei Jahren verstorben und das geht mir heute noch tief unter die Haut. Sie war in unserem Vorstand und ein totaler Herzensmensch. Nach ihrem Tod erhielten wir eine großzügige Spende von ihrem Ehemann Prof. Dieter Oberndörfer. Diese nutzen wir, um Frauen zu unterstützen. Wenn zum Beispiel jemand bei einem unserer Angebote dabei sein möchte und das Geld dafür nicht hat, kann sie einfach eine E-Mail an uns schreiben und wir helfen mit dem Geld von Conchita.”
ANTJE BENDA
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