Bühne
Leben und lieben im Überwachungsstaat
Mrz 25
Orwells Klassiker „1984“ wird als Tanzstück inszeniert.
Die Zukunft ist überwacht und brutal: „1984 – Liebe im Spiegel“ heißt ein Tanzstück, das ab Mitte März im Volkstheater zu erleben ist. Inspiration: der Roman „1984“ von George Orwell über einen dystopischen Überwachungsstaat mit einer allmächtigen Partei, geschrieben vor fast 80 Jahren. Plus: das Buch „Julia“ von Sandra Newman, das eine weibliche Figur Orwells in den Vordergrund rückt.
Ein erschreckend aktuelles Thema, findet Regisseurin und Choreografin Laura Witzleben. „Orwell ist zeitlos“, sagt sie mit Blick auf eine Welt zunehmender Radikalisierung und dem Erstarken totalitärer Staaten.
Die Protagonist:innen Julia und Winston finden sich im Widerstand gegen das System wieder und müssen Konsequenzen ertragen. Um staatliche Kontrolle, Folter und Gehirnwäsche geht es bei Orwell. Um nicht abschaltbare Technik und Angst, aber auch um Hoffnung und Liebe.
Das alles werde sich thematisch auf der Bühne wiederfinden. In 14 Bildern, primär als Tanz, aber auch in Worten. Denn neben den Mitgliedern der Rostocker Tanzcompagnie werden auch die Schauspieler:innen Anne Wolf und Bernd Färber Rollen übernehmen. Ein Text, „wie erst gestern verfasst als Kommentar zur Weltentwicklung“, findet Färber, der Winston, aber auch dessen Gegenpart O’Brien spricht: „Als Warnung und zur Reflektion des eigenen Standpunkts, ohne zu moralisieren.“
Im Mittelpunkt: die weibliche Hauptfigur. Es gebe viele Julias auf der Bühne, gesprochen und in Gefühlen getanzt, erklärt Laura Witzleben. Der Tanz werde als ständig wechselndes Ausdrucksmittel eingesetzt. Mal stellen die Tänzer:innen das System an sich dar, mal eine Art Rattenplage, eine Urangst Winstons.
Da fließen Bühnenelemente mit ein, etwa ein Würfel, 1,60 x 1,60 m groß, den die Tänzer:innen über die Bühne bewegen. Dies solle gar eine Transformation hin zu einem Folterwerkzeug symbolisieren. Die Choreografin wünscht sich auch fliegende Körper auf der Bühne, verschwimmende Erinnerungen.
Sehr intensiv habe sie sich mit Orwells Buch befasst, erzählt Laura Witzleben. Immer wieder mache sie die Zeitlosigkeit des Stoffes atemlos. Im Grunde stelle das Stück aus heutiger Sicht eine Zukunft von 2084 dar.
Symbol von Hoffnung: Julia sei schwanger. Bei all der Kontrolle und Finsternis gebe es einen Ausblick in die Zukunft, der zeige: „Das Leben geht weiter.“
Am Ende sei Orwells Geschichte aber eben eine ohne Happy End. Kunst solle das Publikum zum Nachdenken anregen. „Aufgabe von Theater ist es, es den Menschen nicht leicht zu machen. Wir sind kein Fast Food“, so Witzleben.
Premiere „1984 – Liebe im Spiegel“
15.03.2025 · 19.30 Uhr · Großes Haus
Bild: Die Tanzcompagnie des Volkstheaters erkundet die Möglichkeiten, wie sich Orwells „1984“ in Bewegung, Tanz, Musik und Sprache umsetzen lässt. (Foto: Thomas Mandt)