Bühne
Bühne frei für neue Perspektiven!
Nov 24
Ein neuer Abend im Ateliertheater zeigt Choreografien der Tänzer:innen.
In „Perspectives“ wechseln fünf Tänzer:innen der Tanzcompagnie die Seiten und choreografieren selbst. Mit Neugier und Kreativität erarbeiten sie Tanz, Bühnenbilder und Kostüme ihrer jeweils etwa 15-minütigen Darbietungen, die ihre individuellen kulturellen Hintergründe und Erfahrungen widerspiegeln.
Eine Frage des Vertrauens
„Was ist Vertrauen?“ und „Wie geht man mit Vertrauensverlust um?“ – diesen Fragen stellt sich Flurin Stocker zusammen mit Tanzpartnerin Corinne Kälin in seiner Performance. Als Symbol der Verbundenheit tanzen die beiden Schweizer:innen zeitweise in Pullovern, deren Ärmel zusammengenäht sind.
Gruppendynamik und Machtstrukturen
Martina Martín beschäftigt sich in ihrem Stück mit Gruppendynamiken: „Ereignisse in kleinen Gruppen können auf ein ganzes Land übergreifen“. Mit Humor und einem scharfen Blick auf soziale Mechanismen stellt die Spanierin dar, wie Macht und Hierarchien selbst auf Objekte – in ihrem Fall Büsten – wirken können.
Queere Identitäten auf der Bühne
Gianmaria Girotto verarbeitet in seinem Solo persönliche Erfahrungen als homosexueller Mann, der in Italien geboren wurde und nun in Deutschland lebt. Verschiedene Kostüme – vom klischeehaften „Gay Outfit“ im 80er-Jahre-Style bis hin zum heteronormativen Anzug – verkörpern unterschiedliche Identitäten. Sein Ziel ist es, „die Seele der Menschen zu erreichen“. Das Ateliertheater mit seiner Nähe zum Publikum sieht er als perfekten Ort, um diese Verbindung herzustellen.
Tanz als Ausdruck innerer Konflikte
Ron Estrea Kaslasys Choreografie thematisiert Menschen in Extremsituationen. „Ich möchte Empathie für Menschen in schwierigen Situationen stärken“, erklärt die 27-jährige Israelin.
Ihr Stück lebt von Kontrasten: In einem schlichten Wohnzimmer, das als Bühnenbild symbolisch für Ruhe und Sicherheit steht, entfaltet sich die Spannung. Die Musik, gespielt vom 1. Kapellmeister Eduardo Browne Salinas, steht dabei immer im Gegensatz zur Emotion der Tänzer:innen.
Hexenverfolgung als zeitloses Thema
Corinne Kälin setzt sich mit der Hexenverfolgung in Europa auseinander. Sie sieht Parallelen zur Gegenwart: Auch heute noch werden Minderheiten ausgegrenzt und Gerüchte können zu gesellschaftlichen Aufständen führen. „Es ist wichtig, Geschichte aufzugreifen und die Leute zu informieren“, betont die 23-Jährige. Sie nutzt das Bild einer aufsteigenden und brechenden Welle, um die Dynamik von (falschen) Anschuldigungen darzustellen. Ein von Schauspielerin Dominique Devenport gelesener Text rundet die Inszenierung ab.
„Perspectives“ bringt die verschiedenen künstlerischen Handschriften der Tänzer:innen bzw. Choreograf:innen eindrucksvoll auf die Bühne. Dabei funktioniert der Perspektivwechsel in beide Richtungen: Wer choreografiert, erhält Unterstützung vom Team (darunter auch Almog Adler, Norikazu Aoki, Alan González Bravo und Maja Kowalik) und tanzt anschließend in der nächsten Choreografie für ein anderes Mitglied.
Das Publikum wird an diesem Abend eingeladen, sich auf neue Sichtweisen einzulassen und in unterschiedliche Welten einzutauchen.
Premiere „Perspectives“
16.11.2024 · 20.00 Uhr · Ateliertheater
Bild: Gestalten gemeinsam einen Tanzabend im Ateliertheater: Ron Estrea Kaslasy, Gianmaria Girotto, Flurin Stocker, Martina Martín und Corinne Kälin. (Foto: Thomas Mandt)
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